Varna (Bulgarien): Messa da Requiem (Verdi) (30.7.2013)
Nach 20-jähriger Pause gibt es seit nunmehr 4 Jahren wieder das Sommerfestival in der bulgarischen Stadt am Schwarzen Meer. Wie könnte es anders sein, sind in diesem Jahr natürlich Wagner und Verdi feste Bestandteile des reichhaltigen Programms. In den Besetzungen finden sich viele bulgarische Künstler, die international erfolgreich sind und sich im Sommer gerne in ihrer Heimat präsentieren. So auch bei Verdis Requiem.
Nadia Krasteva
Der Tenor dieser Aufführung, Boyko Zvetanov, ist seit vielen Jahren in Zürich engagiert, trat aber auch (als italienischer Sänger in Capriccio und Rosenkavalier) in Wien auf. Er sang ein tolles „Ingemisco“, ließ auch in den großen Ensembles mit kräftiger, schöner Stimme aufhorchen und bewies, dass er auch die Pianokultur nicht verlernt hat. Nadia Krasteva muss man in Wien nicht erst bekannt machen. Ihr ist die Musik Verdis in die Kehle gelegt. Mit enormer Stimmschönheit und Raffinesse interpretierte sie alle ihre Soli. Auch der Bass Apostol Milenkov hat seinen Wohnsitz in Wien. Ganz besonders gelungen war neben dem „Mors stubebit das Salva me“, das er mit einem wunderschönen Legato sang. Der Sopran kam von der Oper Varna und fügte sich perfekt in das Ensemble ein. Sie bringt ihre großen Legatobögen mühelos über das Orchester, ohne dass die Stimme schrill wird. (Bei dem Namen – Stoyanova, allerdings Linka Stoyanova – kommt das nicht überraschend.)
Am Pult stand Vito Cristofaro, der italienische Kapellmeister des Tiroler Landestheaters – und er schafft mit einem Minimum an Proben eine große Homogenität zwischen dem Orchester der Staatsoper Varna (das bei den Streichern praktisch nur aus Damen besteht), Chor und Solisten.
Ein großer Erfolg für alle Beteiligten im OpenAir Theater der Stadt Varna, die sich für 2019 als europäische Kulturhauptstadt bewirbt. Auch eine etwa 20-minütige Regenpause konnte den Erfolg nicht mindern. Sie hatte sogar den Vorteil, dass das „Liber scriptus“ zweimal zu hören war.
Elena Habermann