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URSBERG (Ringeisensaal des Gymnasiums):  Benefiz-Weihnachtskonzert mit Sally du Randt (Sopran) und Robert Sittny (Klavier)

24.12.2019 | Konzert/Liederabende

URSBERG (Ringeisensaal des Gymnasiums):  Benefiz-Weihnachtskonzert mit Sally du Randt (Sopran) und Robert Sittny (Klavier) am 23.12.2019

 In Ballungsräumen mit Theatern und Orchestern ist es kein Problem, sich auf das Weihnachtsfest einstimmen zu lassen: Bachs WEIHNACHTSORATORIUM, Humperdincks HÄNSEL UND GRETEL oder Tschaikowskis Ballette DORNRÖSCHEN und NUSSKNACKER haben Hochkonjunktur, oft gibt es ein Überangebot, von der pausenlosen „Berieselung“ mit Weihnachtsliedern in Super- oder Weihnachtsmärkten ganz zu schweigen. Was aber findet im so genannten „ländlichen Raum“, in kleinen Städten und Gemeinden, auf Dörfern statt? Dieser Frage einmal nachzuspüren, reiste ich nach Ursberg, einer Gemeinde im bayerisch-schwäbischen Landkreis Günzburg mit etwa 3.200 Einwohnern und einem  ehemaligen Kloster, das heute das Dominikus-Ringeisen-Werk beherbergt, eine kirchliche Stiftung, die Menschen mit Behinderungen begleitet. Am Abend vor Weihnachten ein scheinbar verschlafenes Dörfchen, der einzige Gasthof hat Ruhetag und – da es zeitweise in Strömen regnete – war ich froh, Schutz in meinen „Leihwagen“ zu finden, der mich von Augsburg hierher brachte, denn mit dem öffentlichen Nahverkehr ist der Ort um diese Zeit nicht zu erreichen.

Schon zum achten Mal findet nun hier – immer am 23. Dezember – ein „Benefiz-Weihnachtskonzert“ statt, das sich größter Beliebtheit erfreut. Schon eine Stunde vor Beginn, gegen 18.30 Uhr, kommt plötzlich reges Leben auf – die Menschen strömen zum Ringeisensaal um dieses beliebte Konzert zu besuchen. Man muss sich frühzeitig um eine Eintrittskarte bemühen, sonst hat man keine Chance. Wie immer diese schöne „Tradition“ zustande gekommen ist, bleibe dahin gestellt; jedenfalls hat sich im Jahre 2012 keiner träumen lassen, dass es die Besucher sind, die sich alljährlich auf dieses Highlight freuen und es alljährlich wieder erwarten. Damals, 2012, fand im Pfarrheim des benachbarten Thannhausen ein vorweihnachtliches Konzert unter dem Titel „Weihnachtssehnsucht“ statt, über das die „Augsburger Allgemeine“ titelte: Sopranistin Sally du Randt zeigt in Thannhausen ihre unglaubliche Vielseitigkeit und weiter führteDr.Heinrich Lindenmayr aus: Am Ende des Konzertsäußerte Robert Sittny die Hoffnung, dass Sally du Randt zu anderer Gelegenheit wieder einmal in der Stadt zu hören und zu erleben sein würde. Ein nicht mehr enden wollender Applaus aus dem übervollen Saal des Pfarrheims war die Antwort… Mittlerweile hatte es sich herumgesprochen, über welch einen Zauber diese Stimme verfügt und die Veranstalter hatten vor Konzertbeginn alle Hände voll zu tun, den Saal mehrfach nachzubestuhlen und auch die letzten Raumkapazitäten auszuschöpfen…

Der großen Nachfrage und des Erfolges wegen, zog man 2014 in den Ringeisensaal nach Ursberg um, und auch der ist jedes Jahr ausgebucht. Dabei geht es in erster Linie um eine Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Und das gelingt immer wieder zur Freude und Erbauung der Menschen, die hierher kommen.

Bildergebnis für sally du randt

Sally du Randt– Foto: Agentur

Sally du Randtheißt der Magnet, der die Menschen hierher zieht, die Augsburger Operndiva mit ihrer unglaublich wandlungsfähigen Stimme und ihrer faszinierenden Persönlichkeit. Dabei ist es kein Abend der Diva, es ist ein Abend der zwischenmenschlichen Beziehungen, die Sängerin kommt auf die Menschen zu, ohne jede Allüre – schlicht, natürlich und mit immer wieder bewundernswertem Charme und Humor. Es wird keine Kunst zelebriert, es gibt keine trennende „Wand“. Die Sängerin spricht die Menschen an und versteht es, sie mit unterschiedlichster musikalischer Differenzierung vom einfachen Volkslied über internationale Erfolgs-Songs bis zur Oper zu führen, die sich plötzlich ganz „volksnah“ anhört und jede Barriere meidet.  Im ersten, betont klassischen Teil, fügen sich anspruchsvolle Opernmelodien von Cilea(„Iosonl’umileancella“ aus ADRIANA LECOUVREUR) oder Bellini  („Castadiva“ aus NORMA) nahtlos an Max Regers „Mariä Wiegenlied“  oder Giuseppe Verdis „Ave Maria“ (1880 komponiert, nicht etwa das aus „Otello“!) und schlichte Volksweisen wie „The firstnoel“ bis hin zum „Abendsegen“ aus HÄNSEL UND GRETEL. Angereichert wird dieser erste Teil durch Gedanken zu Weihnachten, die Georg Gerhardt spricht und durch das Adagio aus dem Klarinettenkonzert von Mozart, schlicht und einprägsam musiziert von Jochen Schwarzmann.

Im zweiten Teil geht es lockerer zu: nach „Santa Claus is Coming to Town“, bei dem die Sängerin von einer „Spontan-Combo“ begleitet wird  (Georg Gerhardt als Schlagzeuger und Jochen Schwarzmann mit seiner Klarinette vereinigen sich mit Robert Sittny zu dezentem, eindrucksvollem Spiel!) verteilt Sally du Randt Geschenke und spricht die Zuhörer persönlich an, was besonders gut ankommt und sie zu einer der ihren werden lässt. Klavierbegleiter Robert Sittnysteuert zu aller Freude eine Klavierparaphrase über die Titelmusik von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ bei, beweist seine besondere Klasse als einfühlsamer Klavierbegleiter der von der musicasacra bis zum Swing und Jazz die Palette musikalischer Nuancen sicher beherrscht. Dann kommen die Titel, die wohl jedes Jahr gehört werden wollen: das „Halleluja“ von Leonhard Cohen (bei dem der gesamte Saal in den Refrain einstimmt !), „White Christmas“ von Irving Berlin oder „Weihnachten bin ich zu Haus“ von Werner Twardy. Nach einer geradezu obligaten Zugabe schließt der schöne Abend mit dem bekanntesten Weihnachtslied überhaupt – „Stille Nacht“ – hier zunächst von Sally du Randt, der gebürtigen Südafrikanerin,  in ihrer Muttersprache Afrikan, dann in ihrerVatersprache Englisch gesungen, schließlich mündend in die deutsche Version, bei der kein Zuhörer stumm bleibt. Langer herzlicher Beifall und die Erwartung, dass auch im kommenden Jahr die Sängerin am 23. Dezember am Theater wieder „frei haben“ und nach Ursberg kommen möge!

Der Erlös des Konzertes geht an den Veranstalter, den Lions-Club Mittelschwaben, der damit regelmäßig direkt und unbürokratische Hilfe an Bedürftige weitergibt, diesmal projektbezogen an das Gymnasium, in dessen Saal die Veranstaltung stattfand.

Und dann fuhr ich mit meinem Leihwagen zurück nach Augsburg auf regennasser Straße, nichts erinnerte an Weihnachten. Und dennoch – der wunderschöne Abend klang nach, Weihnachten war plötzlich da – auch ohne weiße Pracht. Das Konzert hat mich in jene Vorfreude auf das Fest versetzt, die man in dieser kahlen Welt braucht. Und da ich nicht der Einzige war, dem das so ging,  hat das Konzert seinen Zweck in hohem Maße erfüllt.

Werner P. Seiferth

 

 

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