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UDINE/ POZZUOLO del FRIULI E SPILIMBERGO/PORDENONE . „LA SCALA DI SETA“

PROGETTO ROSSINI 2018

16.09.2018 | Oper


Mahdi Niakan, Angelika Niakan. Foto: Veranstalter

UDINE/ POZZUOLO del FRIULI E SPILIMBERGO/PORDENONE . „LA SCALA DI SETA“ am 15.9.2018

PROGETTO ROSSINI 2018 Laboratorio di Arte scenica per cantanti e aspiranti attori.

Immer wieder bewundernswert ist es, wenn aus dem Nichts etwas Bereicherndes kreiert wird. Dies gelang Tiziano Duca dank seines enormen Einsatzes sowie der Mithilfe der Menschen der Region dieser kleinen Städtchen in der Provinz Udine. Es klingt fast unwahrscheinlich, dass sich die Damen der Gesellschaft zusammen taten, um eine Woche lang das Team – Sänger, Musiker und andere technische Mitarbeiter – mit zwei warmen Mahlzeiten am Tag nahezu täglich zu bekochen und auch freundlichst zu bedienen! Die Qualität wurde mehr als gelobt und bewundert. Respekt! Ein Ristorante war zum Teil ebenso freigiebig beteiligt. Natürlich, solch ein Einsatz hebt auch die Stimmung im Team, wenn das Gagenniveau wohl nicht gerade berauschend ist. Mit wenigen Zuschüssen von Banken kamen Dekoration und Kostüme, sowie die gemietete Beleuchtungsanlage zusammen. Die meisten Privatsponsoren gaben Naturalien wie Essen, Weine, Bühnenschmuck und weitere Details.

Dass für solch ein Projekt die Zeit knapp bemessen ist, ist klar. Die jungen Künstler können bei solchen Unternehmen zwar enorm viel lernen, aber dies muss man sich auch leisten können. Länger als eine kurze Probezeit wäre Ausnützung der Arbeitskräfte, diese Missbräuche wurden derzeit schon viel diskutiert, hier fanden sie sicher nicht statt!

Unter der Regie von Alfonso De Filippis erlebte man eine heitere Wiedergabe eines Frühwerkes des großen Rossini. Der Meister schrieb es mit zwanzig Jahren, kurz, kräftig und voll Schwierigkeiten. Die Protagonisten haben „nur“ eine große Arie, die ist allerdings, speziell für den Tenor, gespickt mit bösartigen Schwierigkeiten. Es ist sicher kein Zufall, dass nahezu kein erster Tenore di Grazia diese Arie auf Einspielungen singt! Die Rolle des zweiten Liebhabers Blansac hat keine Arie, so wurde für ihn von Maestro Duca die Arie des Haly aus der „Italiana in Algeri“ eingefügt, die mit „Le donne di Francia“ textlich absolut passend ist. Natürlich ist auch die kleine Rolle des Dormont, der nur in den Ensembles zu tun hat, ohne Solo. Die Regiearbeit ist traditionell, humorvoll und mit sehr viel Fantasie. Er beherrscht die Kunst eine kleine Bühne geschickt zu beleben, ohne sie zu überladen oder die Hektik losbrechen zu lassen. Wunderbar die gratis arbeitende Komparserie, die Auftritte als Geister der Musik und später als Auf und Umbautechniker zu fungieren, als Mitternachtseinlage mit Kerzenlämpchen als Glühwürmchen eine gewisse Sommerromantik zu produzieren.

Aus der Steiermark kommt die junge Sopranistin Angelika Niakan. Eine sehr lyrische Koloraturstimme. Sie sang die Rolle der Giulia, die bereits heimlich verheiratet ist, mit viel Bravour, großartiger Koloratur, nie soubrettig piepsig, und sehr guter Italianità. Darstellerisch konnte sie unter dieser Führung viel zeigen und auch mit kleinen Gesten punkten. Der heimliche Ehemann Dorvil, der um Mitternacht über die „Seidene Leiter“ seine geliebte Gattin besuchen darf, wird tatsächlich von ihren Ehemann Mahdi Niakan gesungen. Der „Versteirerte“ Iraner ist ein echter Tenore di Grazia, der die große schwierige Arie zu meistern hatte. Sein Tenor hat viel Schmelz und schönes Timbre, eine sichere Höhe, die Arie geht bis zum „Es“ und ist mit schwierigen Koloraturen gespickt. Dass er auf dem Spitzenton noch ein Decrescendo ins Piano serviert, ist schon fast Luxus. Der von Onkel Dormont, Giulia versprochene Ehemann Blansac ist allerdings von der Cousine Lucilla ohnedies wesentlich mehr angetan. Der Südkoreanische Bariton Jaehun Jeong, der schon länger in Italien lebt und studiert, singt diese Partie mit der eingelegten Arie ordentlich, spielt gut und konnte eine gut sitzende Stimme präsentieren. Ein Gewinn und wirklich köstlich komisches Talent ist der zweite Koreaner in der Runde, Jinbaek Yoo. Er singt und spielt den in Giulia unglücklich verliebten Diener Germano einfach so witzig, eben auch vom Regisseur sehr gut betreut.. Eine schöne, technisch sauber geführte Stimme, alles kommt total sicher, auch seine italienische Aussprache ist gut verständlich. Die temperamentvolle Lucilla wird von Ilaria Ospici ebenso gut vorgetragen, eine sehr gesunde und perfekt tragende helle Mezzostimme, die dem Rossinistil gut entgegen kommt. Witzig und spielfreudig der Tenor Massimo Cagnin, in der Rolle des hintergangenen Dormont.

Am Pult werkte Tiziano Duca mit Umsicht und  Feingefühl für Rossinis Musik und ebenso viel Rücksicht auf die Sänger, sowie auf das sehr konzentriert spielende „Orchestra dell `Associazione Operaprima Wien„. Dieses bunt zusammengestellte Orchester besteht zum größten Teil aus Studenten, beispielsweise einem jungen Musiker aus der Steiermark, der in  Udine aufgewachsen ist und in Hamburg studiert.

Die Vorstellung am 15. 9. fand in einem privaten Anwesen im Freien statt, ein wunderschöner Spätsommerabend, alles lief vom Feinsten. Es war eine Vorstellung nur für geladene Gäste, also die hilfreichen Familien und für alle Sponsoren.

Die letzte Vorstellung ist am 18. 9. im TeatroMiotto in Spilimbergo

Elena Habermann

 

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