Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

TRIER: RIGOLETTO. Premiere

16.09.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

TRIER: RIGOLETTO- Premiere am 14.9.2013

rigo1
Foto: Theater Trier

Der in Wien lebende Regisseur Bruno Berger-Gorski inszenierte in Trier nach Offenbach`s „Rhein-Nixen“ und „Lakme“  seinen fünften „Rigoletto“. Eine Neu-Inszenierung, die im Bühnenbild von Thomas Dörfler am 14.Sept Premiere hatte. Berger-Gorski`s erster Rigoletto war in Klausenburg, Rumänien, an der ungarischen Staatsoper, dann hatte er in Lecco, Nord-Italien,  am berühmten Bellas Artes in Mexico-City (mit Arturo Chacon-Cruz als „Duca“) und an der Oper Bonn (mit Julia Novikova als „Gilda“) jedesmal mit einem anderen Bühnenbildner und Kostümbildner jeweils ein neues „Rigoletto“-Konzept erarbeitet.

 Jetzt mit der Wiener Kostümbildnerin Gera Graf einen heutigen „Rigoletto“ für das Theater Trier mit brillanten jungen Sängern, die – frisch vom Studium kommend – erstmals auf der Bühne stehen: die blutjunge „Gilda“ von Jennifer Riedel singt die Arie meisterhaft und ist jetzt angeblich schon für das Gärtnerplatz-Theater und die Berliner Staatsoper im Gespräch. Und  der „Duca“ des jungen Svetislav Stojanovic läßt aufhorchen! Er spielt und singt mit soviel Gefühl, dass man ihn sofort für das lyrische Fach an große Häuser empfehlen möchte. In Trier ist er ein glaubhafter „Duca“, der besonders im 2.Akt und im Quartett überzeugt. Die Damen im Zuschauerraum flossen reihenweise dahin, dass Gilda ihm verfällt, ist bei seiner Erscheinung und dem Stimmschmelz glaubhaft…Das Regiekonzept siedelt „Rigoletto“ heutig an: der „Duca“ ist ein junger „Berlusconi“ und feiert „Bunga-Bunga-„-Parties auf der Dachterasse…Im Treppenhaus der Penthouse-Siedlung leben Emigranten wie Sparafucile und andere „Imigranten“. Rigoletto hat seine islamistisch verschleierte Tochter zu Hause mit einem Bild der KABA an abgeblätterten Wand-Tapete in einem Zwischenstock versteckt. Jennifer Riedel spielt überzeugend die aufmüpfige rebellische junge Tochter, die fragt, woher sie kommt und warum sie hier versteckt gehalten wird. Sie spielt die Pubertierende,  Jacek Strauch den herrischen Vater, der seine Tochter fast zu erdrücken droht..

Das letzte Bild spielt in der Tiefgarage desselben Penthouses, wo Maddalena und Sparafucile als „Ausländer“ zwischen Mülltonnen leben und Maddalena den sex-süchtigen „Duca“ auf Autositzen empfängt, nachdem Duca`s Sicherheitsleute sie durch Drogen noch gefügiger gemacht haben.

Die aktuelle Berlusconi-Diskussion spiegelt sich ideal in diesem Konzept wieder..

Nur dass der „Duca“ in Trier echte Gefühle für die verschleierte „Gilda“ zu empfinden scheint— er bleibt bei dem letzten  „La Donna e Mobile“  auf seiner Matraze in der Tiefgarage zwischen Autos auf der Bühne und muss das Schluss-Duett zwischen Gilda und Rigoletto mitanhören.. Er scheint zu bereuen, doch wie lange?

rigo4
Foto: Theater Trier

Der berühmte Jacek Strauch fügt sich als Gast-„Rigoletto“ in dieses wunderbare junge Ensemble ein.  Das Theater Trier ist fürwahr ein Sprungbrett für die Stars von morgen:

Sowohl Svetislav Stojanovic als „Duca“ wie auch Jennifer Riedel als „Gilda“ lassen aufhorchen ….Besonders interessant auch der warme glühende Mezzo der jungen Kristina Stanek, die in Trier ihr erstes Engagement angetreten hat und eine unglaublich natürlich wirkende heutige Maddalena szenisch wie auch stimmlich hinlegt..

Man wartet gespannt auf ihre erste „Carmen“ oder „Charlotte“…

 Nach seiner „Silbersee“-Inszenierung von Kurt Weill als österreichische Erstaufführung  im Wiener Jugendstiltheater hat Bruno Berger-Gorski in Österreich noch in Salzburg „La Boheme“ inszeniert.Man darf gespannt sein, wie er jetzt am TNL in Luxembourg als Coproduktion mit Kaiserslautern die europ-E.A von Knut Vaage`s „Someone is going to come“ von Jon Fosse inszenieren wird…

 Ingeborg Kalkus, geschrieben  für „Orpheus“

 

Diese Seite drucken