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THE VATICAN TAPES

27.07.2015 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmCover Vatican Tapes~1

Ab 30. Juli 2015 in den österreichischen Kinos
THE VATICAN TAPES
USA / 2015
Regie: Mark Neveldine
Mit: Olivia Taylor Dudley, Dougray Scott, Michael Peña u.a.

Sagen wir einmal so: Wir sind überzeugt, dass im Vatikan jede Menge blitzgescheiter Leute sitzen, hoch gebildete Herren mit scharfem Verstand, denen man nicht so leicht was vormacht. Dennoch glauben sie an den Teufel, glauben, dass er in Menschen fährt, halten seit Jahrhunderten an dem Ritual des Exorzismus fest. Und haben damit ganz nebenbei das Kino mit einem eigenen Genre bedient.

Es geht wieder einmal um eine Besessene, die anfangs ein ganz sympathisches All-American-Girl ist: Angela, Papas Engel, mit einem netten Boyfriend. Warum sich der Teufel gerade so jemanden aussucht… Jedenfalls verletzt sich Angela beim Anschneiden ihrer Geburtstagstorte, und von da an ist eine Krähe immer bedrohlich in ihrer Nähe und zeigt uns an: Der Teufel ist da. Und nun wird das Verhalten von Angela jedenfalls so erratisch, dass der besorgte Vater früher oder später einen Priester ruft. Und dieser seinerseits ruft nach dem Vatikan…

Dort gibt es zwar noch die Archive mit den alten Folianten, die solche Fälle aufzeichnen, aber die Computer tun auch schon ihre Arbeit. Und was die Verantwortlichen da aus den USA auf dem Bildschirm sehen, bringt einen Kardinal und Meister-Exorzisten dazu, das Flugzeug zu besteigen…

Das beschert dem Film jene Exorzismus-Szenen, in denen jegliche Realität aufgehoben wird und nach Teufelswüten alles in Schutt und Asche fällt. Und wäre da nicht das zumindest teilweise ungewöhnliche Ende, zumindest eine halbe Pointe… Nein, was der Pressetext so dramatisch als „Kräftemessen zwischen Himmel und Hölle“ anpreist, ist eine ziemlich normale Variante aus der „Exorzisten“-Küche, relativ intelligent gemacht, aber leider unter dem Wert besetzt.

Natürlich „verkaufen“ sich solche Themen von selbst, aber sie würden an Interesse gewinnen, wenn da wirklich Hochklassiges an Darstellung geboten würde (wie einst etwa Anthony Hopkins als selbst besessener Exorzist in „The Rite“). So schmeckt das, was Regisseur Mark Neveldine liefert, einfach nach gut gemachter Durchschnittsware. Und man fragt sich, ob irgendjemand irgendwann dem Thema neue Aspekte abgewinnen kann…

Was machen nun Menschen (potenzielle Kinozuschauer sind gemeint), die sich schwer damit tun, an den Teufel und seine Manifestation in Menschengestalt zu glauben, die Zustände dieser Art einfach für eine Mischung aus Hysterie, Aberglauben und kalkulierter Übertreibung in der Tradierung halten? Nun, es gibt immer eine gute Lösung: Man muss sich dergleichen ja nicht ansehen. Aber wer sich solcherart gerne gruseln lässt – hier kann er es auf nicht allzu dumme Art lernen…

Renate Wagner

 

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