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STUTTGART: LA SYLPHIDE – von der Freude am Tanzen

11.04.2012 | Ballett/Tanz, KRITIKEN

Stuttgarter Ballett: „LA SYLPHIDE“ 10.4. – Von der Freude am Tanzen:


Foto: Alexander Jones (James), Myriam Simon (1. Sylphide) und Hyo-Jung Kang (Titelrolle). Copyright: Stuttgarter Ballett

 Vor ungefähr einem Jahr sind Hyo-Jung Kang und Alexander Jones nach ihrem Debut als Crankos Romeo und Julia gemeinsam zu Ersten Solisten befördert worden. Nun standen die beiden wiederum zusammen in Hauptrollen-Debuts auf der Bühne. Obwohl bei der auf Bournonville und seiner Technik basierenden Choreographie von Peter Schaufuss mangels näheren Körperkontakts und Hebungen von keiner Partnerschaft im eigentlichen Sinne gesprochen werden kann, wussten die beiden dennoch ihre Verbundenheit (s.o.) in Blicken und in der Luft liegenden Gefühlsregungen spürbar zu machen. Die pure Freude am Tanzen vermittelt Kang auch hier durch das Strahlen ihrer Augen – fast zu viel, um bei aller spielerischen Auffassung und lockenden Aufgabe des Sylphiden-Wesens doch auch das dahinter stehende Drama ausreichend begreifbar zu machen. Nur kurz verdüstert sich die Miene der noch sehr mädchenhaft, fast kindlich wirkenden Ballerina, um im nächsten Augenblick wieder zu federnd gedrehten Spitzenbalancen pure Heiterkeit zu verströmen.

Umso größer ist die Spannung zwischen ihr und ihm, weil er den Bauernsohn James mit feiner Differenzierung der Verwirrung zwischen der Lust an der Verführung Sylphidens und dem Bewusstsein seiner irdischen Braut Effie (von Katarzyna Kozielska selbstbewusst und mit viel Würze ausgestattet) gestaltet, im Geisterreich wie auf Wolken schwebt und sein Zusammenbruch ob der durch einen hexenhaft vergifteten Schal sterbenden Sylphide eine entsprechend wirksame Fallhöhe hat. Dabei kommt der Brite mit der speziellen Bein-Technik Bournonvilles recht locker und doch erforderlich konzentriert zurecht. Außerdem kann er hier wieder einmal mit schlank und leicht geführten Drehungen punkten.

Ein künftiger James steckt unübersehbar in Roman Novitzky, der den Rivalen Gurn um Effies Gunst mit weichen Sprüngen und unaufgesetzt dosierter Mimik zwischen Ernst und Humor in Tanz und Schauspiel zu einem gleichwertigen Gegenspieler macht, was bedauern lässt, dass die Rolle nicht umfangreicher angelegt ist.

Egon Madsen ist auch im Gewand einer alten und zahnlos scheinenden Frau (ein Lob der Maske!) eine große Persönlichkeit, die ihre Rache an James mit einer solchen Bosheit und einem so gewaltigen schlussendlichen Triumphieren ausspielt, dass die leicht ins Komische abdriftende Charakterrolle der Wahrsagerin Madge durchweg Tragfähigkeit besitzt. Als gelernter Pantomime setzt er selbstredend so manch köstliche Akzente.

In der lyrisch funkelnden und schwebend waltenden Anführerin der Sylphiden von Myriam Simon ist auch das Potential für die Titelrolle zu erkennen. Ami Morita und Miriam Kacerova sind ihr dabei dicht auf den Fersen.

Viel Lust und Präzision war auch in den Einsätzen des Corps de ballet festzustellen. Nur das Staatsorchester Stuttgart (Dirigent: James Tuggle) befand sich an diesem Abend mit etlichen Intonations-Unstimmigkeiten nicht auf dem Niveau der Kompanie.

Ovationen für die Hauptakteure!                                                                            

Udo Klebes

 

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