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STUTTGART/ Ballett: KRABAT – von immer zunehmender Faszination

Stuttgarter Ballett: „KRABAT“ 9.3. 2014– von immer noch zunehmender Faszination

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Ein einprägsamer, unvergesslicher Höhepunkt: David Moore (Krabat) umfängt Elisa Badenes (Kantorka). Copyright: Stuttgarter Ballett.

Noch einmal Demis Volpis tänzerische Adaption von Otfried Preußlers Roman über die schwarze Magie und deren Überwindung durch die Liebe – und die Feststellung, dass der von der Bühne ausgehende Bann des Theaters mit jeder weiteren Begegnung noch zunimmt und die Qualität dieses Gesamtkunstwerks bekräftigt. Wie sich hier alle Komponenten zu einer Einheit verdichten, das hat Seltenheitswert und sorgt für eine unablässige Spannung. Drum seien hier verdientermaßen noch einmal die neben dem Choreographen maßgeblich dafür Verantwortlichen namentlich gewürdigt: Vivien Arnold (Dramaturgie), Katharina Schlipf (Bühne und Kostüme), Bonnie Beecher (Licht), Andreas Meinhardt (Tricktechnische Konzeption) und Wolfgang Heinz, der mit dem Staatsorchester Stuttgart die drei verschiedenen Ausdrucksebenen durch die Musikauswahl in klingende Magie verwandelt – hin-und hergerissen zwischen dem antreibenden motivischen Kreisen von Phillip Glass, den geerdet berührenden Tönen von Peteris Vasks und der schmerzhaften Emotionalität Krszysztof Pendereckis.

Die allerfreudigste Erkenntnis dieser Vorstellung betrifft David Moore,  den Premieren-Interpreten der Titelrolle. Was sich bei ihm innerhalb eines knappen Jahres in rund zehn Aufführungen an Schleusen der psychologisch emotionalen Mitteilsamkeit geöffnet und entwickelt hat, lässt den englischen Solisten kaum wieder erkennen. Wie er die verschiedenen Phasen durchlebt, sich die schwierige Entscheidung zwischen Meister- und Gesellendasein im komplexen Solo des dritten Aktes abringt und die Ängste um die gewagte Prüfung seiner Geliebten Kantorka noch über die Zerstörung des Bösen hinaus durchleidet, bis er dessen Vernichtung begreift, zeugt von einer schonungslosen Hingabe.

Und immer gibt es noch vereinzelt neu besetzte Rollen zu registrieren. Zum einen Miriam Kacerova, die als Worschula mit Herz und Selbstbewusstsein, zuletzt in sicherer Spitzenschräglage von Wahnsinn gezeichnet zu einem nachdrücklichen Pas de deux mit dem liebevoll um sie bemühten Matteo Crockard-Villa als Tonda zusammenfindet. Robert Robinson, selbst titelrollen-erfahren, weiß aus der kleinen, aber fesselnden Szene des Merten dessen erduldete Erniedrigung durch den Meister mit großer, bestürzend echt wirkender Leidensemphase auszuspielen.

Ein Gesamtlob für die bestens erprobten Uraufführungs-Künstler: Elisa Badenes (Kantorka), Marijn Rademaker (Meister), Arman Zazyan (Juro) und die eine unglaubliche Bewegungs-Effektivität erreichende Angelina Zuccarini als nicht mehr zu toppender Zauberer Pumphutt. Als todbringende Frau Gevatterin sorgte diesmal Alessandra Tognoloni für Gruseln und Gänsehaut. Und die viel Genauigkeit verlangenden Ensemble-Szenen der Gesellen und Mädchen funktionierten wiederum sehr taktgenau.   

Auf ein bald erhofftes Wiedersehen dieser Erfolgsproduktion, der eine dauerhafte Verankerung im Repertoire zu wünschen ist.                                                

Udo Klebes

 

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