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STRASBOURG/ Ópera national du rhin: LE ROI ARTHUS von Ernest Chausson

17.03.2014 | KRITIKEN, Oper

Strasbourg: „LE ROI ARTHUS“ 16.03.2014

 Im optischen Sujet der dekorativen Plakate und des Programmheftes der Ópera national du rhin durfte man sich auf eine authentisch erzählte Story von Ernest Chaussons einziger Oper „Le Roi Arthus“ freuen – doch weit gefehlt, der Regisseur Keith Warner verlegt die Handlung nach Frankreich in die Zeit des Ersten Weltkrieges. Chausson durfte sich am großen Erfolg seiner 1903 in Brüssel uraufgeführten Oper nicht mehr erfreuen, er verstarb bereits dreizehn Jahre zuvor. Entnahm der Komponist die Story dem altfranzösischen Prosa-Roman „Cycle le Lancelot-Graal“ aus dem 13. Jahrhundert um die ménage á trois Arthus-Geniévre-Lancelot in der Konzeption um Liebe, Ehebruch, Freundschaft und Verrat. Aus dem grundsätzlichen Konflikt Lancelots in seiner unbedingten Liebe zur Königin und dem Treueschwur zu König Arthus sowie dem eifersüchtigen Intriganten Mordred, komponierte Chausson den ersten Akt, betont in lyrischen Registern und zudem den psychologisch wenig glaubhaften  Charakter der Geniévre mehr als wankelmütige Furie, denn hingebungsvolle Liebende. Im zweiten Akt erhält die Musik dramatische Komponente: Arthus Pläne zur friedlichen Weltherrschaft der in der Tafelrunde geeinten Ritterschar scheinen gebrochen, in der großen Szene mit dem Propheten Merlin sieht er sein Lebenswerk gescheitert. In Selbstzweifeln ruft er im dritten Akt zum Kampf gegen Lancelot, die Königin begeht Selbstmord, die Tafelrunde ist in zwei Lager gespalten, die beiden meist geliebten Menschen sind tot und Arthus bleibt in seiner Trauer allein zurück. Stilistisch  erscheint Chaussons Komposition im zweiten und dritten Teil der Oper gehaltvoller geprägt und enthält wunderbare symphonische, lyrische aber auch höchst dramatische Höhepunkte.

 Am Pult des Orchestre symphonique de Mulhouse waltete Jacques Lacombe zunächst  in merkwürdiger Distance und ließ erst nach den beiden Pausen mit dem gut disponierten Orchester in bemerkenswerter, transparenter Klangentfaltung musizieren.

Um es jedoch sogleich vorweg zu nehmen: noch nie zuvor wurde ich hier am Hause vokal derart enttäuscht. Als Keife, in undisziplinierter Intonation erschien Geniévre (Elisabete Matos) und wurde beim Schluss-Applaus mit Buhrufen bedacht. Mit gut fundiertem Mittelbereich, glanzlosen Höhen und finalen Kieksern gestaltete Andrew Richards mit wenig ansprechendem Tenor den Lancelot. Zu den Stimmen von Bernard Imbert (Mordred), Christophe Mortagne (Lyonnel), Arnaud Richard (Allan) und Jérémy Duffau (Laboureur) möchte ich mich nicht äußern. Als Labsal für die Ohren erschien dagegen Andrew Schroeder, bestens disponiert erklang sein schönes Baritontimbre resonanzreich, gleichwohl im verinnerlichten Ausdruck wie in den heldischen, kraftvollen Attacken. Balsamischen Wohllaut verbreitete ebenso der Bass Nicolas Cavallier in der Rolle des Merlin. Einfühlsam im französischen Melos vernahm man ganz besonders die Damen des Choeurs de l´Opéra national du rhin (Sandrine Abello). Ohne große Begeisterung strebte das Publikum nach einem Vorhang  den Ausgängen zu.

 Wie bereits voraus erwähnt entfremdete Warner die Handlung (blöd)sinnigerweise, David Fielding entwarf dazu die unpassenden Kostüme wie straßentaugliche Anzüge, Uniformen etc. sowie die wenig ansprechende Bühnenausstattung: völlig daneben die Tafelrunde, ein rotes Plüsch-Boudoir, ein Raketen-Arsenal sowie ein Lazarett. Der Gipfel der Trivialität entlud sich zur Glorifikation  des Arthus als Reiterstandbild im Konfettiregen, einem derartigen Fehlgriff Warners stand man schon etwas ratlos gegenüber.

Gerhard Hoffmann

 

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