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STRASBOURG/ Opéra National di Rhin: LE ROI ARTHUS von Ernest Chausson

17.03.2014 | KRITIKEN, Oper

Opernrarität in Straßburg: „Le Roi Arthus“ von Ernest Chausson (Vorstellung: 16. 3. 2014)

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Das Schlussbild der Keith Warner-Inszenierung von „Le Roi Arthus“ in Straßburg, die der Regisseur im Ersten Weltkrieg spielen ließ (Foto: Alain Kaiser)

 In ihrer Reihe „Selten gespielte französische Opern“ brachte die Opéra national du Rhin in Straßburg eine besondere Rarität zur Aufführung: „Le Roi Arthus“ von Ernest Chausson. Dieses musikalische Meisterwerk um die Sagengestalt des bretonischen Königs Arthur kam 1903 am La Monnaie in Brüssel zur Uraufführung, geriet aber danach in Vergessenheit.

 Interessant ist die Entstehungsgeschichte dieser Oper: Im Jahr 1882 wohnte Ernest Chausson in Bayreuth der Uraufführung des Parsifal bei, was für ihn ein einschneidendes Erlebnis bedeutete. Wagners Musik vermittelte ihm entscheidende Impulse für seine Komposition, an der er von 1886 bis 1895 arbeitete. Durch seinen frühen Tod nach einem Fahrradunfall erlebte er allerdings nicht mehr die Uraufführung seines großartigen Werks.

 Mit der teils impressionistischen Orchestrierung seiner einzigen Oper, die auch wegbereitend für Komponisten wie Debussy und Dukas wirkte, kann man von einer Huldigung an Richard Wagner sprechen, weist doch sein König Arthus zahlreiche Parallelen zu Wagners Tristan auf.  Arthus wird von seiner Ehefrau Genièvre mit dem Ritter Lancelot, seinem engsten Vertrauten, betrogen. Sein eifersüchtiger Neffe Mordred deckt die Liebesaffäre auf, die schließlich mit dem Tod beider Liebenden endet.

 Keith Warner verlegte die Handlung um König Arthur in den Ersten Weltkrieg und beraubte so das Werk um seinen sagenhaften Mythos. Trotz mancher nachvollziehbarer Ideen und guter Personenführung – auch des Chors – blieb am Schluss doch ein schaler Nachgeschmack. Der Ausstatter David Fielding hielt sich bei der Dekoration und den Kostümen an die Zeitvorgaben und stellte neben einem Reiterdenkmal als Glorifizierung und einem Waffenarsenal auch ein Lazarett, auf dessen Dach Genièvre spektakulär Selbstmord durch Strangulierung begeht, auf die Bühne. Für die teils kreativen Lichteffekte sorgte John Bishop.

 In der Titelrolle vermochte der Bariton Andrew Schroeder stimmlich wie darstellerisch zu glänzen, obwohl er im ersten Teil etwas zurückhaltend sang. Der Tenor Andrew Richards stellte einen leidenschaftlichen Lancelot auf die Bühne, wobei es ihm gelang, das Zwiespältige seiner Rolle darzustellen, als er schließlich aus Treue zum König der Liebe zu Genièvre entsagt. Warum er am Schluss aus dem Publikum einen Buh-Ruf bekam, blieb unergründlich. Mehrere Buh-Rufe musste die portugiesische Sängerin Elisabete Matos einstecken, die ihre leidenschaftliche Liebe zu Lancelot allzu stark kundtat und ihren dramatischen Sopran dabei überforderte.

 Die Rolle des Mordred, der den Ehebruch entdeckt und später den „Bruderkrieg“ zum Staatsstreich nutzt, wurde vom Bariton Bernard Imbert schauspielerisch mit dem dafür nötigen fiesen Charakter ausgestattet, während Lancelots treuer Weggefährte Lyonnel vom Tenor Christophe Mortagne sympathisch dargestellt wurde. Ergänzt wurde das Sängerensemble noch vom Bassbariton Arnaud Richard als Allan und vom exzellenten Bass Nicolas Cavallier in der Rolle des Merlin. Ausgezeichnet waren sowohl stimmlich wie darstellerisch die Chöre (Leitung: Sandrine Abello), die unter anderem als Krieger sowie als Sanitäter und Krankenschwestern agieren mussten.

 Das Orchestre symphonique de Mulhouse brachte unter der Leitung von Jacques Lacombe  die musikalisch üppige, oft lyrische, aber auch hochdramatische Partitur des Komponisten klangvoll zum Besten und wurde am Schluss von Publikum, das vor allem von der musikalischen Qualität der Oper begeistert schien, mit selten gehörtem Jubel belohnt. Weniger Applaus gab es für das Sängerensemble (mit den bereits erwähnten Buh-Rufen), uneingeschränkt viel Beifall erhielt der Chor.

 Straßburg war – wie fast immer – eine Reise wert! Dass seit der Direktionszeit von Marc Clémeur die Übertiteln in französischer und deutscher Sprache sind, bedeutet – besonders bei Aufführungen selten gespielter Werke –  ein großes Plus für das deutschsprachige Publikum.

 Udo Pacolt

 

 

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