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St.MARGARETHEN Oper im Steinbruch RIGOLETTO

Riesige Showtreppe zwischen Flaktürmen und Felsenmonstern

Riesige Showtreppe zwischen Flaktürmen und Felsenmonstern

St.Margarethen/Oper im Steinbruch
Giuseppe Verdi   RIGOLETTO
Premiere  am 12.Juli 2017

Verregneter Beginn und trockenes Ende

 

Was sich gemäß Libretto erst im letzten Bild abspielen sollte begann bei der gestrigen Rigoletto-Premiere bereits vor dem burgenländischen Großevent. Ein Gewitterregen verzögerte den Beginn um fast eine Stunde, um dann mitten im zweiten Bild beim Duett des Narren mit seiner Tochter wieder einzusetzen.
Doch die Gesetze eines Freiluftevents sind streng geregelt, erst nach Beendigung des Ersten Aktes oder 45 Minuten gespielter Gesamtdauer gilt das Stück als begonnen und es entfällt die Verpflichtung des Veranstalters zur Refundierung des Kartenpreises. (Siehe die Geschäftsbedigungen der Avenaria) Also spielte man auch in den einsetzenden Dauerregen hinein, wenig stimmungsfördernd war dann das Chaos flüchtender Besucher bis zum Ende des ersten Aktes. Erst nach gebührendem Dank für die tapferen Sänger ging es in die erste Pause.

Nördlich von Verona soll man keine Freiluftspiele veranstalten, meinte schon Max Reinhardt. Und selbst für die Arena von Verona liegen die Entwürfe eines ausfahrbaren Faltdaches bereits vor, welches den gesamten Zuschauerbereich und die riesige Bühne abdecken sollen.

Die einzige Bedachung in St.Margarethen, dicht an dicht stehende Riesenschirme, stehen für die sogenannte VIP-Zone zur Verfügung, das muss wohl so sein, da spricht kein Neid, daran hängt Gastronomie und VIP-Versorgung, und solches hat heutzutage gleichrangige Wichtigkeit neben jeglicher musikalischen Finesse.

Nach der ersten Pause ging es dann, wie bei Peter Dusek zu lesen ist, ohne weitere Regengüsse bis zum Ende weiter. Das Chaos bei den Parkplätzen (die Polizei sperrte schon unerwartet früh den offiziellen Parkplatz wegen Überfüllung) machte nach einer Umleitung auch einen zusätzlichen und schweißtreibenden Anmarschweg notwendig, die im Regen einsetzende Kühle, der Wirbel während der ersten beiden Bilder des ersten Aktes, die naturgemäß Zuspätkommenden und dann Flüchtende verursachten, kurz das überwiegend Stimmungstötende war nicht angetan, weitere Akte auszuhalten, denn die Wahl zwischen schepprig verstärktem Verdi und eigene Gesundheit fiel zu Gunsten letzterer aus, vor allem mit ähnlichen Erfahrungen bei der Tosca-Premiere vor zwei Jahren, der ein elendslanger Bronchialkatharr folgte.

Die Zeiten schnuckeliger und putziger Bühnenbilder von früher sind nun endgültig vorbei, bei dem angeheuerten Franzosen Philippe Arlaud ist die lichtdesignete Felsenlandschaft ganz einfach erweitert worden und zwischen diesen Pappmachemonstern spielt das Fest des ersten Aktes als riesige getanzte und tatsächlich wirkungsvolle Show in Rot. Nur das mit Großvideo ausgestattete Felsengemach des Hofnarren gibt wenig her.

Des Herzogs Burg, zwei kolossale Türme, unseren Wiener Flaktürmen ähnelnd, zwischen denen die lange, in Rot gehaltene Riesentreppe aus schier schwindelnder Höhe zum Bühnenboden reicht, symbolisiert die Macht des widerlichen Potentaten mit den schönen Melodien.

Am Fuße besagter Treppe übernimmt Clemens Unterreiner, als  Monterone, seine vergewaltigte Tochter. Da dräut er mit mikro-verstärkten Flüchen sowie mit verzweifelt gen Himmel gereckten Fäusten und bringt die tatsächlich bis zum Boden vor Gram geknickte Tochter in Sicherheit.

Die Felsenstube Rigolettos zeigt Riesenvideos mit Portraits, vor allem Gildas, mit entsprechend verfremdenden graphischen Übermalungen. Soweit die Tonanlage nicht täuscht, sind alle Beteiligten mit solidem Stimmmaterial ausgestattet, vorrangig die schon im Vorjahr positiv aufgefallene Elena Sancho Peres als Gilda mit höhensicherem lyrischen Sopran, der russische Bariton Vladislav Sulimsky als Rigoletto mit großem, aber etwas trockenem Material und der mit stupender Attacke aufwartende Herzog des Yosep Kang.

Felsenbunker mit TV bei Rigoletto

Felsenbunker mit TV bei Rigoletto

Anja Bihlmaier entfachte Feuer und Tempo im abgeschiedenen Kammerl des Symphonieorchesters des Slowakischen Rundfunks, so gut es halt ging. Die verstärkte Musik wird immer ein Problem bleiben, nicht nur am Neusiedlersee. Und wer die Verhältnisse hinsichtlich Kommunikation zwischen Dirigentin und Bühne sehen konnte, kann da nur mit höchstem Lob beipflichten.

Peter Skorepa
OnlineMerker