Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Schumann / Messiaen / Fritz Busch: Neue Musikbücher im Dohr Verlag

23.03.2014 | Allgemein, buch

 

Neue Musikbücher im Dohr Verlag

Robert Schumann / Olivier Messiaen / Fritz Busch

 

Schumann Edition BuchCover Schumann BW 2014.01

Briefwechsel von Clara und Eugenie Schumann
Band I: 1857-1888
724 Seiten, Verlag Dohr, 2013

Der Dohr-Verlag, in Bergheim (Nordrhein-Westfalen) angesiedelt, bietet ein schier unglaubliches, verschiedenste Themenkreise umfassendes Musikbuch-Programm, das von allerhöchster Ambition der Verantwortlichen zeugt (von den Noten- und CD-Angeboten des Unternehmens ganz zu schweigen).

So arbeitet man seit 2008 an einer riesigen Schumann-Briefedition, die, wenn sie – wie geplant – 2017 vollendet ist, vermutlich die Schumann-Forschung auf eine neue Ebene stellt. Hier sind nicht nur vier Bände zwischen Robert und Clara vorgesehen, sondern auch die Briefwechsel zwischen den Familienmitgliedern, weiters mit Freunden und Künstlerkollegen, schließlich mit Verlegern.

Band 8, neu herausgekommen, der auf nicht weniger als 724 Seiten den Briefwechsel zwischen Clara (1819-1896) und ihrer jüngsten Tochter Eugenie (1851–1938) bietet, der hier die Jahre zwischen 1858 und 1888 abdeckt (die fehlenden Jahre bis Claras Tod kommen in einem weiteren Band), zeigt, wie gewissenhaft diese Bücher gemacht sind: Den Anmerkungsapparat gleich hinter jeden Brief zu stellen (wobei die Kommentare oft länger sind als die Briefe), ist die absolut ideale Art zu verfahren, weil sie dem Leser das lästige Blättern in den hinteren Teil des Buches erspart.

Eugenie ist übrigens jene Tochter der Schumanns, die der Nachwelt am bekanntesten wurde, nicht nur durch ihre Schilderungen des Familienlebens, sondern auch durch ihre lesbische Beziehung zu der Wiener Sängerin Marie Fillunger, gelebt zu einer Zeit, wo dergleichen noch nicht „bekenntnishaft“ üblich war.

Renate Wagner

BuchCover Messiaen 2014.01

Olivier Messiaen und die „französische Tradition“
Hg. von Stean Keym und Peter Jost
246 Seiten, zahlreiche Notenbeispiele, Verlag Dohr, 2013

Der französische Komponist Olivier Messiaen (1908-1992) hat einen großen Namen in der modernen Musik, man begegnet ihm auch von Zeit zu Zeit in den Konzertsälen, aber ein Buch, das sich in deutscher Sprache in vielen Einzelbeiträgen mit ihm auseinandersetzt, gab es noch nicht. Allerdings enthält der vorliegende Band auch einige Beiträge in französischer Sprache, und nach einer „französischen Tradition“ der Musik wird in Zusammenhang mit ihm auch von vielen Wissenschaftlern gefragt.

Elf Beiträge orten Messiaens Platz innerhalb einiger größerer geistiger Strömungen: der französischen Orgelmusik, Musiktheorie, Zeitphilosophie sowie der Literatur des Renouveau catholique. Dann wird sein Verhältnis zu einzelnen Komponisten beleuchtet: zu seinen Vorbildern Claude Debussy und Charles Tournemire, zu seinem Lehrer Maurice Emmanuel und seinem Freund André Jolivet, aber auch zu anscheinenden Gegenspielern wie Erik Satie und der Gruppe „Les Six“.

Im Endeffekt wurde ein breites, facettenreiches Panorama der französischen Musikkultur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entworfen.

Renate Wagner

BuchCover Fritz Busch 2014.01

Susanne Popp
Berufung und Verzicht
Fritz Busch und Richard Wagner
280 Seiten, Dohr Verlag, 2013

Ein Dirigent steht im Zentrum eines weiteren Bandes aus dem Dohr-Verlag: Fritz Busch (1890-1951), der als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden einer der Thielemann-Vorgänger war… Busch zählte zu jenen ehrenwerten Künstlern, die von den Nazis umworben wurden und ihnen eine glatte Absage erteilten. Von da an war seines Bleibens in Deutschland nicht länger. Die vorliegende Biographie zeigt, was er geopfert hat (denn Künstler, die unter den Nazis blieben, wie Furtwängler, Böhm, Karajan, konnten weit größeren Nachkriegs-Ruhm erlangen als Busch je).

Gewiß, er gründete in England die Festspiele in Glyndebourne und er war künstlerischer Leiter der Metropolitan Opera New York. Aber die Ambition seines Lebens galt Richard Wagner, und nach Anfängen in Bayreuth 1924 konnte er an dieses Ziel seiner Sehnsucht nie wieder zurückkehren.

Die Biographie von Susanne Popp, der Leiterin des Max-Reger-Instituts-Karlsruhe, zeichnet nun die Karriere des „Aufrechten“ nach, „ein Künstler, der Echtheit und Redlichkeit förmlich ausstrahlt“ und Gedenken verdient – weil er sich zwar immer von den Nationalsozialisten abgrenzte, aber Richard Wagner als Kosmopoliten verstand, den er gegen nationale Vereinnahmung unermüdlich verteidigte.

Renate Wagner

 

 

Diese Seite drucken