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SALZBURG/Festspiele: EIN SOMMERNACHTSTRAUM mit Mendelssohn-Musik

12.08.2013 | KRITIKEN, Oper

EIN SOMMERNACHTSTRAUM – oder die Angst vor der eigenen Courage / 11.8.2013

(Heinrich Schramm-Schiessl)


Schlussapplaus. Foto: Dr. Klaus Billand

 Ich gebe ja zu, daß ich es dreimal lesen mußte, als ich voriges Jahr in der Programmvorschau für heuer sah, daß man Shakespeares „Sommernachtstraum“ mit der Musik von Felix Mendelsohn-Bartholdy aufführen wolle. Gilt das doch seit Jahrzehnten im „Theater heute“ als absolutes „no go“, vergleichbar etwa mit der Verwendung der Rimski-Korsakov-Fassung beim „Boris Godunow“.

Aber leider bekam man in Salzburg Angst vor der eigenen Courage, dachte wahrscheinlich daran, was das (deutsche) Feuilleton schreiben würde – als ob das nicht egal wäre – und blieb nach einem Drittel des Weges stehen. Konsequent wäre es gewesen einerseits die Übersetzung von Schlegel/Tieck zu verwenden und andererseits historische oder zumindest historisierende Kostüme und Bühnenbilder zu nehmen.

 Stattdessen schuf der Regisseur Henry Mason eine eigene Übersetzung, steckte man die Darsteller in Alltagskleider und baute ein relativ karges Bühnenbild (beides Jan Meier). Dazu gab es eine Vielzahl von Accesoires die man aus zeitaktuellen Inszenierungen der letzten zwei Jahrzehnte zum Abwinken kennt (Lysander und Hermia müssen auf der Flucht Koffer tragen, Helena ist ein Blaustrumpf mit Hornbrille und Tutt, immer wieder eilt eine Putzkolonne über die Bühne, Titanias Liebesszene mit dem zum Esel gewordenen Zettel findet im Schaumbad statt, u.a.m.), Dabei ist die Personenführung Masons durchaus lebendig und schlüssig und sie hätte dieser Mätzchen gar nicht bedurft.

 Die Darsteller waren mit einer Ausnahme mit Einschränkungen zufriedenstellend. Die beiden Königspaare (Theseus/Hippolyta und Oberon/Titania) wurden wie üblich von den selben Schauspielern verkörpert und so war Karoline Eichhorn eine kapriziöse Hippolyta und eine energisch-herrische Titania. Michael Rotschopf blieb als Theseus zwar etwas blaß, konnte aber als Oberon beeindrucken. Die jungen Paare waren typengerecht besetzt. Tanja Raunig eine sehr emotionale, mit vollem Körpereinsatz spielende Hermia und Eva Maria Sommersberg eine berührend-verletzliche Helena. Claudius von Stolzmann bot als Demetrius eine gute Mischung aus Arroganz und Leidenschaft. Lediglich Daniel Jeroma als Lysander viel etwas ab und blieb merkwürdig blass.

Ein bißchen ein Problem hatte ich mit den Handwerkern. Abgesehen davon, daß ihre Professionen geändert wurden (z.B. statt Weber Bodenleger, statt Bälgeflicker Florist) und unter ihnen eine „Quotenfrau“ (Schnauz) war, fehlte mir ein wenig der einfältige Humor. In meinen Augen der Beste war Raphael Clamer als Squenz, der den umtriebigen Chef der Truppe gut über die Rampe brachte. Paul Herwig in der zentralen Rolle des Zettel fehlte es etwas an Dominanz und war er stellenweise eher trocken und Christian Graf brachte die Einfältigkeit des Flaut zu wenig zur Geltung. Mathias Schlung (Schnock), Reinhold G. Moritz (Schlucker) und Barbara Spitz ergänzten zufriedenstellend. Ansonsten war noch Christian Higer ein eher unauffälliger Egeus.

Die schwächste Leistung des Abends bot für mich Markus Meyer als Puck. Er bewegte sich zwar viel. aber es fehlte ihm das irrlichterne und koboldhafte.

 Das Mozarteum-Orchester unter Ivor Bolton spielte die Mendelsohnsche Musik sehr schön und vergrößerte dadurch den Ärger über die Inkonsequenz der Produktion.

 P.S.: Eine Zumutung war übrigens der Umstand, dass man die fast drei Stunden dauernde Aufführung ohne Pause durchspielte – das war selbst für einen wagnergeeichten Besucher eine harte Nuss.

 

 

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