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SALZBURG/ Großes Festspielhaus: DER ROSENKAVALIER – Traum und Wirklichkeit. Premiere

03.08.2014 | KRITIKEN, Oper

DER ROSENKAVALIER  – TRAUM UND WIRKLICHKEIT  (1.8.2014)

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Günther Groissböck (Ochs) und Rupert Grössinger (Leopold). Foto: Monika Rittershaus

So stellt man sich Festspiele in Salzburg vor: eine phantasievolle Neudeutung des Rosenkavalier durch Harry Kupfer, Hans Schavernoch (Bühne) und Yan Tax(Kostüme) und dazu eine musikalische Realisierung der Extraklasse mit zwei wichtigen Rollendebüts. Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker haben jedenfalls das Strauss-Jahr an der Salzach „geadelt“ und Intendant Pereira hat seinen Nachfolgern die Latte hoch gelegt.

Der neue Rosenkavalier siedelt das Stück zur Zeit der Uraufführung kurz vor dem Ersten Weltkrieg an, verwendet traumhaft schöne Fotomontagen aus Schönbrunn oder dem Prater und verzichtet auf die üblichen Ochs-Striche. Die Palme des Abends gebührt dennoch der Marschallin. Krassimira Stoyanova hat parallel zu Aida und Ballo-Amelia auch die Fürstin Werdenberg neu erarbeitet. Und das Ergebnis war eindrucksvoll. Die bulgarische Sopranistin hält die ideale Balance zwischen Lyrik und Dramatik, sie singt wortdeutlich und schafft das Parlando der Frühstückszene ebenso wie den großen Bogen der Monologe und des Tertett’s. Großartig. Neu ist auch der Ochs auf Lerchenau durch Günther Groissböck. Der österreichische Bassbariton ist glaubhaft ein Erotomane, fesch, lüstern und ohne Schwierigkeiten bei der Tessitura. Die „tiefen Töne“ könnten kräftiger ausfallen, die erstmals vorgeführten Striche sind  unnötig. Aber bei Festspielen  zum 150. Geburtstag von Richard Strauss sei das Experiment gestattet. Auch der Rest der Besetzung, die von Franz Welser-Möst mit Fingerspitzengefühl  zusammengestellt wurde, ist exzellent: Sophie Koch ist ein hinreißender Octavian mit obligaten Problemen an den berüchtigten Octavian-Stellen. Moica Erdmann ist eine etwas zu lyrische Sophie, der auch der Schlusston verrutscht. Aber insgesamt ist sie  voll Liebreiz und jugendlicher Naivität.

Der Rest der Besetzung ist „durchmischt“. Adrian Eröd ist ein idealer, fast zu  jugendlicher Faninal, sein Debüt im Großen Haus war jedenfalls eindrucksvoll. Schwach hingegen Rudolf Schasching als Valzacchi, ausgezeichnet die Annina von Wiebke Lehmkuhl. Silvana Dussmann wurde als Marianne Leitmetzerin unter ihrem Wert gehandelt, Stefan Pop war als Sänger mit den „hohen Tönen“ überfordert. Von der übrigen Besetzung fielen positiv auf: Thomas Kehrer als Belcanto- Polizeikommissar, Roman Sadnik als skurriler Wirt und Franz Supper als eifriger Haushofmeister der Marschallin. Ein Extra-Lob für die Lakaien der Marschallin Won Cheol Song, Franz Gruber, Friedrich Springer und Jens Musger. Sie gehören alle zur Konzertvereinigun Wiener Staatsopernchor (Leitung Ernst Raffelsberger). Am Ende Jubel, Trubel und keinerlei Buhs. Man wird Alexander Pereira bald nachtrauern

Peter Dusek

 

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