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SALZBURG/ Festspiele: PIQUE DAME

23.08.2018 | Oper


Brandon Jovanovich, Hanna Schwarz. Copyright: Salzburger Festspiele/ Ruth Walz

PIQUE DAME – Salzburger Festspiele, 22.8.2018

(Heinrich Schramm-Schiessl

Er hätte mit Salzburg noch eine Rechnung offen, meinte Hans Neuenfels in einem Interview im Vorfeld dieser Produktion. Er spielte damit sicher auf die von ihm verunstaltete „Fledermaus“ aus dem Jahre 2001 an, die vom Publikum so vehement abgelehnt wurde, dass der scheidende Intendant Gerard Mortier Gelegenheit hatte, nochmals über dass von ihm ungeliebte Salzburger Publikum herzuziehen.

Nun, ob diese Rechnung nun ausgeglichen wurde, kann ich nicht sagen, aber man merkt, dass Neuenfels alt geworden ist. Keine Provokation, nichts wird gegen den Strich gebürstet. Er erzählt relativ schnörkellos die Geschichte, und ich sage nicht, dass das ein Fehler sei. Natürlich überfrachtet er das Ganze mit zahlreichen Relikten aus der Mottenkiste des aktuellen Theaters und es fehlt auch der Holzhammer nicht, der uns daran erinnern soll, dass unsere Gesellschaft morbid ist. Am Ende des dritten Bildes tritt die Zarin nur mehr als Gerippe auf. Manche Dinge bleiben unklar, z.B. warum die Choristen eine Art Badehaube als Kopfbedeckung tragen oder warum die Gräfin wie ein Kanarienvogel gekleidet ist. Von einer Personen- bzw. Chorführung ist kaum etwas zu merken. Das Bühnenbild von Christian Schmidt ist ein graublauer Einheitsrahmen, dessen Innenflächen verschieden ausgeleuchtet werden können und manchmal öffnet sich der Mittelteil und wird ein zusätzliches Bild eingeschoben. Totaler Schwachsinn ist das Gemach der Gräfin, dass ein Krankenzimmer ist, offenbar um das heute unerlässliche Spitalsbett unterzubringen. Die Kostüme (Reinhard von der Thannen) sind weitestgehend in schwarz gehalten, mit Ausnahme der Gräfin (siehe oben) und des Hermann, dessen knallrote Uniform eher an einen Liftboy denn einen Soldaten erinnert.


Margarita Nekrasova, Oksana Volkova. Copyright: Salzburger Festspiele/ Ruth Walz

Musikalisch war die Aufführung ausgezeichnet und das ist in erster Linie den Wr. Philharmonikern zu danken, die grossartig spielten. Das geht natürlich zu einem gewissen Teil auf das Konto von Maris Jansons, dem es gelingt, einen grossen Bogen über das Ganze zu spannen und zudem die Spannung den ganzen Abend aufrecht zu erhalten, obwohl er eher breite Tempi bevorzugt. Es ist eigentlich schade, dass er so wenig Oper dirigiert. Gleich nach dem Orchester ist der Staatsopernchor und der Salzburger Festspiele Theater und Kinderchor (Einstudierung Ernst Raffelsberger) zu nennen, die grossartig sangen.


Brandon Jovanovich, Evgenia Muraveva. Copyright: Salzburger Festspiele/ Ruth Walz

Von den Solisten ist als erster Brandon Jovanovich als Hermann zu nennen. Er verfügt über eine gutgeführte, metallisch timbrierte Stimme und es gelingt ihm nahezu mühelos, alle Klippen dieser Partie zu meistern. Was zur ganz grossen Leistung noch fehlt, wäre ein gewisses Raffinement im Audruck. Auch darstellerisch zeigt er große Präsenz. Ihm am nächsten kommt Igor Golovatenko als Jeletzki. Sein Bariton ist wunderschön timbriert und er vermag diesen sehr effektvoll eionzusetzen. Darstellerisch ist allerdings noch etwas Luft nach oben. Evgenia Muraveva als Lisa hat, sieht man vo einigen Schärfen in der Höhe ab, zwar eine relativ große und auch klangschöne Stimme, weiss damit aber nicht wirklich etwas anzufangen. Alles bleibt irgendwie gefühllos. Vladislav Sulimsky singt den Tomsky recht ordentlich, bleibt der Rolle aber den notwendigen sarkastischen Humor schuldig. Oksana Volkova verfügt über einen sehr klangschönen Mezzo, bleibt aber darstellerisch blass. Hanna Schwarz singt die Gräfin mit einer immer noch sehr schönen Stimme. Allerdings umgibt sie nichts Geheimnissvolles, was aber auch am verunglückten Kostüm liegen könnte. Den übrigen Mitwirkenden sei ein Pauschallob ausgesprochen.

Am Ende viel Applaus und Jubel für die Sänger und vor allen Dingen für de Dirigenten und das Orchester.

Heinrich Schramm-Schiessl 

 

 

 

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