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SALZBURG/ Festspiele: FIERRABRAS

20.08.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Salzburger Festspiele: Fierrabras : 19.8.2014

 

 Für die Aufführung des Fierrabras von Schubert konnten die Festspiele Ingo Metzmacher gewinnen, der in den letzten Jahren Furore u.a. „Soldaten“ von B.A. Zimmermann dirigiert hatte. Festivalchef Pereira, der die Oper sicher 1988 als Wr. Konzerthausdirektor unter Abbado in der Regie von Ruth Berghaus erlebt hat, nahm sie jetzt ins Repertoire der Festspiele auf. Mit Peter Stein und seinem Bühnenbildner Ferdinand Wögerbauer war eine weitgehend unspektakuläre und werkgetreue Inszenierung garantiert, da Stein in den letzten Jahren als einer der wenigen (deutschen) Theaterregisseure dem Regietheater mehr oder weniger abgeschworen hat. Das zeigt sich besonders in seinen Opernregien, hier erscheinen seine Szenenbilder von den phantastisch-romantischen Zeichnungen fränkisch-maurischer Ritterabenteuer von Gustave Doré inspiriert. So sind die Bühnenbilder auch oft grau-schraffiert im Pappstil und mit der Gassenwirkung nach hinten wie beim Barocktheater. Das Königschloß Karls ist ganz romantisch und spielt sich bei den Hofdamen wie in unterirdischen Krypten ab. Bei den Mauren wird in prächtiger Kulisse aber dezent inszeniert. Die Kostüme im Weißton für die Franken, in dunkelbraun für die Mauren sind von Annamaria Heinreich  und wirken bei ersteren noch inspirierter.

Unbenannt

Marie-Claude Chappuis (Maragond), Foto: Salzburger Festspiele

Ingo Metzmacher
rührt im Orchester Wr.Philharmoniker große Schlachtengemälde auf, geht liedhaft innig zurück bei den Herzschmerzen der Protagonisten Emma und Eginhard, lässt das Orchester leidenschaftlich aufbrausen bei Florindas mutigen Verzweiflungstaten. Das Orchester wird seinem Ruf gerecht und lässt sich von Metzmacher, der ganz in Abbado-Tradition leitet, animieren. Den Ritter Ogier singt Franz Gruber von der Konzertvereinigung Wr. Staatsopernchor, wie auch einige andere KollegInnen ihre Sache gut machen. Manuel Walser vom Young Singers Project ist ein hellstimmiger Bariton und quicker Brutamonte. Marie-im Mauren-Pluderhosenkostüm und beim Eintreffen der Franken in Ganzkörperbedeckung mit Sehschlitz doch etwas gewagt. ,  Marie-Claude Chappuis kann als Maragond mit beschwörenden Liedfloskeln ihres gut eigestellten Mezzosoprans Florinda von ihren Wahnsinnstaten nicht abhalten. Der Boland des Peter Kalman wirkt mehr oder weniger Spielball und erkauft seine Freiheit am Ende dadurch, dass sein Sohn zu den Franken überläuft. Mit seinem breit gezogenen Bariton und perfektem Stimmschluß fügt er sich auch gut ins Ensemble ein. Sehr zuverlässig als Königs-Baß Karl Georg Zeppenfeld, der aber weich- und warmstimmig die immer cholerische Autorität des Frankenkönigs nicht voll beglaubigt. In der gesanglich eher kleinen Rolle des Roland reüssiert der vielseitige Bariton Markus Werba. Dorothea Röschmann wartet mit einer zum dramatischen Sopran tendierenden großen Stimme auf und führt sie in der Attacke flexibel. Einen ganz lyrischen vom Liedgesang kommenden Tenor stellt Benjamin Bernheim für den Eginhard dar. Ihm zur Seite Julia Kleiter, eine in der Höhe süßlich gut phrasierende Emma, die sich auch in den Ensemblegesängen erfreulich hervortut. Michael Schade verströmt seinen Ausnahmetenor in den heroischen Arien des Fierrabras. Anfangs noch leicht belegt, entspricht er hier einem Ideal und legt am Ende seine Maurenkleider nicht ab, was auch eine stärkere Wirkung bei diesem Ende erzielt.                                                                                                   

Friedeon Rosen 

 

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