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SALZBURG/ Felsenreitschule: „THE BASSARIDS“ von Hans Werner Henze. Eindrucksvolle Premiere in Salzburg

Von den Mänaden jejagt

17.08.2018 | Allgemein, Oper


Willard White. Copyright: Salzburger Festspiele/ Bernd Uhlig

Salzburg/ Felsenreitschule

VON DEN MÄNADEN GEJAGT:  HANS WERNER HENZE’S „THE BASSARIDS“ EINDRUCKSVOLL IN SALZBURG (16.8.2018)

Zumeist zeigt er seine sympathischen Seiten: Dionysos, der Gott des Weines und der Lebensfreude, verkörpert zugleich auch die unvorstellbaren Abgründe der Seele. In der griechischen Mythologie finden sich jedoch rund um seinen Namen Vorkommnisse wie Inzest und Kannibalismus, Massenorgien und Schlachtungsrituale – und genau diese destruktiven Seite hat Hans Werner Henze in seiner 1966 in Salzburg uraufgeführten Oper „The Bassarids“ (Text von W.H. Auden) auf die Bühne gebracht; und es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet in der Ära von Markus Hinterhäuser diese anspruchsvolle Henze-Oper in der englischen Original-Version auf die Bühne der Felsenreitschule neuerlich platziert wird. Man traut sich wieder etwas in dem „Salzburg-Festival 2018“. Und die vielen Tafeln „Suche Karte“ vor Beginn der Vorstellung haben dem mutigen Projekt recht gegeben.

Ein ausgezeichneter Dirigent – Kent Nagano -, die Wiener Philharmoniker und ein hochkarätiges Solisten-Ensemble sowie ein interessanter Regisseur – Krzysztof  Warlikowski – genügen offenbar, um diese Produktion mit insgesamt 4 Vorstellungen voll zu bekommen. Allerdings blieb die Gesamtwirkung zwiespältig, der Erfolg – vor allem die musikalische Substanz wurde eindeutig positiv bewertet  – war „enden wollend“ und alles in allem hielt sich der Jubel diesmal in Grenzen. Lag es einmal mehr an der optischen Umsetzung? Der polnische Regisseur Warlikowski und seine Bühnenbildnerin Malgorzata Szczesniak transformierten das antike Theben in die farbenfrohen 60er Jahre (von Polen?)des vorigen Jahrhunderts. Und die Exzesse, die von der Rückkehr von Dionysos in seine Geburtsstadt bzw.zu seinem Onkel Pentheus, ausgelöst werden, stehen in krassem Kontrast zum Text und zeitweise zur Musik, die strichlos und 3 Stunden lang – bei der heurigen Hitze – gegeben wird.


Copyright: Salzburger Festspiele/ Bernd Uhlig

Immerhin: die Wiener Philharmoniker und der Wiener Staatsopern-Chor (Leitung Huw Rhys James) sowie Kent Nagano garantieren für höchstes Niveau. Ausgezeichnet das Solisten-Ensemble: Russel Braun ist ein grandioser Pentheus, der sich erfolglos gegen Dionysos zu wehren versucht. Der kanadische Bariton füllt das Riesen-Auditorium der Felsenreitschule ohne Mühe. Grandios der Gott des Rausches und der Extase: Sean Panikkar, der US-Tenor mit Wurzeln in Sri Lanka, ist jung, verfügt über eine Prachtstimme und hat das gewisse „etwas“, was ein bei den Römern „Bacchus“ genannte Sohn des Zeus und der Semele haben sollte. Dritter in der Männer-Riege: Willard White, der alte König Cadmos, erzeugt echte Gefühle und blickt auf eine über 40jährige Karriere zurück. Als Teresias beeindruckt Nikolai Schukoff, der seine Laufbahn im Salzburger Landestheater vor Jahrzehnten als Leukippos begann. Guten Eindruck erzielte Karoly Szemerédy als Captain bzw. Adonis. Ausgezeichnet auch die Damen: Tanja Ariane Baumgartner – eine vielversprechende deutsche Mezzo-Sopranistin als Agave bzw. Venus; Vera-Lotte Böcker lässt mit lustvollen Höhen aufhorchen; Anna Maria Dur als alte Amme Beroe kommt mit den Dimensionen der Felsenreitschule nicht wirklich zurecht.

Trotz des grauenvolles Inhalts – eine kopflastige Vorstellung!

Peter Dusek

 

 

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