- Online Merker - https://onlinemerker.com -

ROSENHEIM: DIE BEIDEN SCHÜTZEN von Albert Lortzing. Premiere

Wieder eine Opernrarität in Rosenheim:

„Die beiden Schützen“ von Albert Lortzing (Premiere: 21. 2. 2016)

2016-Probe-1-750x375
Das ambitionierte Team des Vereins „erlesene oper“ nach einer Probe (Foto: Nicole Richter)

Neuerlich brachte der im Jahr 2011 gegründete Verein „erlesene oper“, der es sich zum Ziel gesetzt hat, unbekannte oder vergessene Opern wieder zum Leben zu erwecken, eine Rarität zur Aufführung. Heuer stand im „KU’KO“ (Kultur- und Kongress-Zentrum Rosenheim) die dreiaktige Oper „Die beiden Schützen“ von Albert Lortzing auf dem Spielplan.

Das heitere Singspiel, dessen Libretto der Komponist nach der Textvorlage „Die beiden Grenadiere“ von Joseph Patrat (1733 – 1801), der vierzig Theaterstücke schrieb, selbst verfasste, erlebte 1837 in Leipzig seine Uraufführung. Lortzing, der am Opernhaus engagiert war, übernahm die Tenorpartie des Peter, seine Mutter die Rolle der Jungfer Liebchen.

Der Inhalt in Kurzfassung: Zwei vermisste Söhne kehren nach mehr als zehn Jahren aus den Napoleonischen Kriegen nach Hause zurück, doch wird der eine Sohn nicht einmal vom Vater erkannt. So beginnt eine turbulente Verwechslung, in die auch zwei Liebesgeschichten verwoben sind. Angeheizt wird die Verwirrung noch durch die Dorfbewohner, den eifersüchtigen Peter, der ein Neffe des Amtmannes ist, und durch die neugierige Jungfer Liebchen. Als zwei verwechselte Tornister den echten Sohn auch noch als Lügner hinstellen, droht eine Katastrophe. Aber beim nächtlichen Stelldichein aller Beteiligten im Gartenhaus löst sich alles in Wohlgefallen auf. Dem Happyend steht nichts mehr im Wege…

Wie schon in den vergangenen Jahren übernahm wieder Georg Hermansdorfer, der Gründer und die „Seele“ des Vereins „erlesene Oper“, neben der musikalischen Leitung auch die Regie. Es gelang ihm wieder eine sehr humorvolle Inszenierung des Werks mit guter  Personenführung, die sich besonders in den Szenen mit den Dorfbewohnern sehr positiv auswirkte. Die großformatigen Bühnenbilder stammten auch diesmal von Otto von Kotzebue, dem Urenkel des berühmten Schriftstellers August von Kotzebue. Für die trefflich passenden Kostüme sorgten Irmtraud Pichler und Irmgard Kreuzpaintner, für die Beleuchtung Marcus von Hartmann und Markus Seemeier.

Das Sängerensemble zeigte durchwegs begeisternden Einsatz und überzeugte auch stimmlich. Die charmante Sopranistin Sieglinde Zehetbauer in der Rolle der Caroline, der Tochter des Amtmanns, wartete mit gewinnender Bühnenpräsenz auf, während die Sopranistin Christa Huber als Suschen, der Tochter des Gastwirts Busch, durch ihre köstliche Mimik nicht nur die Sympathien von Wilhelm, des unehelichen Sohnes des Amtmanns, sondern auch des Publikums gewann.

Den Gastwirt Busch gab der Bassbariton Werner Perret sehr komödiantisch, während der Bariton Helmut Wiesböck die Rolle des Amtmanns eher zurückhaltend spielte. Seinen unehelichen Sohn Wilhelm spielte der Bariton Andreas Agler dagegen mit Feuer und Leidenschaft. Sein Kamerad Schwarzbart wurde vom Bassisten Michael Doumas mit Verschlagenheit und Witz ausgestattet. Humorvoll sein Vortrag des Couplets, das mit Anspielungen auf die Betrügereien der Deutschen  Bank und der FIFA angereichert war.

Mit großem schauspielerischen Einsatz spielte der Tenor Tobias Gründl die Rolle des Peter, der bei einer Hochzeit in eine Schlägerei verwickelt war und mit großer Wehleidigkeit seine Wunden beklagte. Stimmlich wie darstellerisch überzeugend war der Tenor Markus Kotschenreuther als Gustav, Sohn des Gastwirts Busch, der wegen der Verwechslung der Tornister unschuldig ins Dorfgefängnis abgeführt wird. In zwei kleineren Rollen waren noch die Sopranistin Beatrix Schalk als Jungfer Liebchen und der Bass Martin Zimmerer als Unteroffizier Barsch im Einsatz.

Der Chor des in Halfing beheimateten Vereins „erlesene oper e.v.“, der die Soldaten, die Nachbarn des Gastwirts und Landleute in vielen volkstümlichen Szenen darzustellen hatte, bot mit ausdrucksstarker Mimik ebenfalls eine ansprechende Leistung (Einstudierung: Hubert Dobl, Coaching: Manon Hummel, Organisation: Eva Epple). Beeindruckend die Schlussszene!

Das 33-köpfige Orchester des Vereins (Korrepetition: Hans Orterer) brachte unter der umsichtigen Leitung von Georg Hermansdorfer die ins Ohr gehenden Melodien und prägnanten Rhythmen der Partitur der „Spieloper“ exzellent zur Geltung. Das sehr beifallsfreudige Publikum – es applaudierte nach fast jeder Arie – belohnte am Schluss alle Mitwirkenden, auch die hinter der Bühne tätigen Mitarbeiter des Vereins, die der Dirigent in seiner Funktion als künstlerischer Leiter vor den Vorhang holte, mit nicht enden wollendem Beifall und etlichen Bravorufen.

Udo Pacolt

PS: Eine weitere Vorstellung der Lortzing-Oper „Die beiden Schützen“ findet am Samstag, dem 27. Februar 2016, um 19:30 Uhr im Kultur- und Kongress-Zentrum Rosenheim statt.