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ROM/Terme di Caracalla: ORAZI E CURIAZI & IL COMBATTIMENTO DI TANCREDI E CLORINDAvon Battistelli /nach Monteverdi

14.07.2012 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

ROM /Terme di Caracalla : ORAZI E CURIAZI und IL COMBATTIMENTO DI TANCREDI E CLORINDA von Giorgio Battistelli / Claudio Monteverdi am 12.7.2012

Seit Alessio Vlad (als künstlerischer Direktor) und Riccardo Muti (als Dirigent auf Lebenszeit) die Geschicke der römischen Oper leiten, weht auch in den Caracalla – Thermen, traditionell der Ort nationalpopulistischer, bombastischer, touristenfängerischer Sommerunterhaltung, ein anderer Wind.

Schon in den letzten zwei Jahren wurde versucht, zumindest die inszenatorische und musikalische Qualität der unumgänglich scheinenden Titel (ich sage nur: AIDA !) zu verbessern. Heuer ist diesbezüglich nachgerade eine Revolution ausgebrochen: nicht nur schmücken etwas uneingängigere Werke wie NORMA und Verdis ATTILA den Spielplan, nein, es kam sogar noch eine neue Spielstätte hinzu, die Palestra Orientale (auf deutsch etwas hässlich: östliche Turnhalle). In der, man höre und staune, sogar zeitgenössische (!!)  Musik gespielt wird !

Um es gleich vorwegzunehmen: der neue Spielort ist atemberaubend und dürfte in seinem antiken Glanz selbst den hartnäckigsten sich hierher möglicherweise verirrt habenden Modernemusik-Muffel über seine Unbill hinwegtrösten.

Der Auftakt dieser „Extra – Schiene“ war einem der berühmtesten lebenden italienischen Komponisten, Giorgio Battistelli, überantwortet, und das mit gleich zwei, wenn auch kürzeren Werken. Am Anfang des Abends (bei Sonnenuntergang) wurden die Zuschauer stehend Zeugen des legendären altrömischen Kampfes zwischen den Orazi und Curiazi, der vom gelernten Schlagzeuger Battistelli (im Gegensatz zu seinen Vorgängern Cimarosa und Mercadante) aber nicht etwa als Oper, sondern als reines, echtes „Duell“ zwischen zwei entfesselten, auf Steinhaufen tretenden, gelegentlich auch in Hohngelächter ausbrechenden Percussionisten behandelt wurde. Dass die über den Ruinen segelnden Möven hin und wieder jenes Hohngelächter nachzu“äffen“ schienen (soweit man das von Möven sagen kann), machte noch einen zusätzlichen Reiz dieses „Vorspiels“ aus.

Mit „echten Akteuren“ ging es dann beim „Combattimento di Tancredi e Clorinda“ zur Sache.

Dieses Montiverdi-Madrigal hat Battistelli bereits 2005 für „unsere Zeit“ bearbeitet. Der Beginn ist stupend. Clorinda parliert, übt sich in Jazzgesang, Tancredi tritt auf einem echten Rappen auf, der sich mysteriöserweise ganz kurz sogar im Rhythmus der Musik bewegt (ein Abend der begabten Tiere !), der Komponist greift zur Hammond-Orgel und Slide-Gitarre,Wassergeräuschen und geschüttelten Lorbeerbündeln. Durchaus beeindruckend…solange nicht urplötzlich reine, unverfälschte Monteverdi-Musik erklingt. Und man sich dann doch zu fragen beginnt, was diese aus dem Geist der Jazzmessen gespeiste „Bearbeitung“ eigentlich soll….

Dessen ungeachtet waren die Leistungen aller Mitwirkenden tadellos: Cristina Zavalloni als Clorinda, Lorenzo Carolas Tancredi und Roberto Abbondanza als „Testo“ machten in Mario Martones eindringlicher Regie, in den schönen Kostümen Ursula Patzaks und unter dem präzisen Dirigat Ersamo Gaudiomontes beste Figur. Insofern hätte man gerne noch länger in der „Palestra Orientale“ verweilt (denn nach eineinhalb Stunden war diese doppelte Premiere bereits vorbei) und es durchaus genossen, noch ein drittes Werk von Giorgio Battistelli vorgesetzt zu bekommen.

Robert Quitta, Roma

 

 

 

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