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PLÖTZLICH GIGOLO

02.11.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Plötzlich Gigolo~1

Ab 7. November 2014 in den österreichischen Kinos
PLÖTZLICH GIGOLO
Fading Gigolo / USA / 2013
Drehbuch und Regie: John Turturro
Mit: John Turturro, Woody Allen, Vanessa Paradis, Sharon Stone, Liev Schreiber, Sofía Vergara u.a.

Was Woody Allen kann, kann ich noch lange? Nun, John Turturro mag ein hoch geschätzter Typ – Nebenrollen-Typ, um die Wahrheit zu sagen – des originellen amerikanischen Kinos sein, er hat auch schon einiges selbst geschrieben, inszeniert und produziert, aber dass der Sprössling italienischer Einwanderer mehr als ein köstlicher Schauspieler ist, drang nicht ins allgemeine Bewusstsein.

Mit „Plötzlich Gigolo“ scheint sich Turturro nun viele Wünsche auf einmal erfüllt zu haben – einen Film à la Woody Allen zu drehen, in dem ihm der echte Woody Allen tatsächlich (ja, er selbst!) die zweite Hauptrolle spielt, wofür man die Geschichte dann auch ein bißchen ins jüdische Milieu verlegen kann; und Turturro selbst, der nun alles andere als attraktiv oder gar ein Frauenheld ist, darf unterstellen, dass er als Liebhaber so viel bringt, dass sich eine Menge New Yorker Klassefrauen um ihn als Gigolo geradezu reißen und ihn hoch bezahlen. Wer’s glaubt.

Aber Film hat seine eigenen Gesetze, und da ist Woody als Buchhändler Murray, der seinen Laden schließen muss (eine herrliche altmodische holzvertäfelte Quetsche, für die es wohl in unserer Welt tatsächlich wenige Kunden gibt) und er ein paar reiche, sexuell frustrierte Damen kennt: Dafür taucht sogar Sharon Stone, mit aller Hilfe von Kosmetik einigermaßen erhalten, aus der Versenkung des Vergessens auf, die mit ihrer sehr rassigen Freundin (Sofía Vergara) eigentlich gern einmal einen flotten Dreier probieren würde. Und Woody, der nun absolut kein braver, ehrenwerter Jude ist, findet gar nichts dabei, seinen Freund, den Blumenhändler, der noch dazu den schönen Namen Fioravante trägt, hier lukrativ zu verkuppeln…

Gigolo die zwei 590

Wir müssen nur bedingt zuschauen, wie er es macht, aber jedenfalls hat Turturro, mit zurückhaltendem Lächeln und freundlichen Manieren, bei den Frauen Erfolg, die offenbar in der Welt der schwer beschäftigten Manager-Gatten nicht genug Sex bekommen. Und alles würde klappen, wenn das Drehbuch (nicht unbedingt logisch, aber das muss bei Komödien ja nicht um jeden Preis sein) nicht in die Welt der orthodoxen Juden stolperte…

Und da spielt Vanessa Paradis nun eine junge, strenge, aber doch sehr persönlichkeitsstarke Witwe, die von dem Ortspolizisten des jüdischen Viertels (Liev Schreiber) liebend-sorglich verfolgt wird, sich dennoch mit Fioravante einlässt (was Woody beim Ältestenrat seiner jüdischen Mitbürger in höchste Bedrängnis bringt) – ja, und das Happyend kommt dann irgendwie auch zustande. Und der ganze Zauber des Jüdischen, wie es sich in New York noch entfalten kann, spielt auch mit.

Und bitte, mit der Moral soll uns da niemand kommen: Das ist eine Komödie, und John Turturro will einmal der sexy Held sein. Und Woody Allen hilft ihm dabei. Das muss ganz einfach genügen. Es genügt auch. Es ist wie einer der schwachen Woody Allen-Filme, die man sich ja auch unerschütterlich seinetwegen ansieht.

Renate Wagner

 

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