Interview, 05/2009: Peter KUDERNA, Die Freude auf die nächste Rolle überwiegt
„Die Freude auf die nächste Rolle überwiegt“ – Interview mit dem Wiener Schauspieler Peter KUDERNA (Wiener „Komödie am Kai“. Das Gespräch führte Susanne Resperger
Etwas ist ganz besonders bemerkenswert wenn man mit Schauspielern, Sängern oder Musikern spricht: sie alle lieben ihren Beruf und finden es wunderbar, auch noch dafür bezahlt zu werden. Genauso erlebte ich es auch, als ich Ende März dieses Jahres den langjährigen Publikumsliebling der Komödie am Kai, Peter Kuderna, zu einem Gespräch traf.
Ein Frage stellt sich für mich bei solchen Begegnung immer zu Beginn: „Wie man sein Talent entdeckt – besser gesagt, wie findet man den Weg zum Beruf Schauspieler?“
Herr Kuderna korrigiert mich dabei sofort – ob man Talent hat kann man eigentlich noch gar nicht wissen, aber der Wunsch ist da.
Bei ihm entwickelte sich der Wunsch Schauspieler werden zu wollen, im Alter von 12 Jahren. Sein Vater überredete ihn aber, vorerst einmal die Matura zu machen und danach erst ins Seminar zu gehen. Es kam jedoch anders – mit 15 verließ er die Schule und lernte Drogist, was ihm auch großen Spaß machte. Der Wunsch, Schauspieler zu werden blieb, war aber immer nur Wunsch.
Das änderte ein Zufall: da er so ein gepflegtes Deutsch sprach, wurde er auf der Straße von Franz Ibaschitz, dem Direktor einer Tourneebühne, angesprochen. So begann er mit 21 zu spielen – als erste Rolle mimte er einen Greis!
Mit 23 begann er dann am Preyner Konservatorium seine Ausbildung und absolvierte dort seine Eignungsprüfung. Leider verließ sein Lehrer, Gottfried Schwarz, das Konservatorium und so nahm er bei ihm einfach weiter Privatunterricht.
Das erste Engagement nach der Ausbildung führte ihn ans Wiener Volkstheater. Damals unter der Direktion von Gustav Manker – allerdings nur als Statist und für kleinere Rollen, aber immerhin ein guter Start.
Eine Agentur vermittelte ihn dann ins Tübinger Zimmertheater. Aber dort wurde nur diskutiert und nicht probiert…..man wohnte zusammen – und schon beim Frühstück begannen die Diskussionen über den „Guten Morgen“ – ob er gut sei oder nicht… nach einem halben Jahr wurden ihm diese endlosen und fruchtlosen Diskussionen zuviel.
Da kam ein Vorsprechen im Stadttheater Baden gerade recht. Er wurde sofort engagiert. In den folgenden Jahren durfte er einfach alles spielen – dabei unendlich lernen und ganz wichtig, auch seinen Lebensunterhalt damit verdienen – Rollen wie der Fritz in „Liebelei“, Dr. Jura im „Konzert“, Ferdinand in „Kabale und Liebe“.
Die Begegnung mit Professor Ander und seinem Tourneetheater war eine Wende und ein bedeutender Einschnitt in seinem Leben. Es wurden nicht nur Abendvorstellungen gespielt, sondern auch am Vormittag für Schulen. Die Aufmerksamkeit der Kinder und Jugendlichen zu fesseln bedeutete schwere Arbeit. Auch wenn viele nicht motiviert waren – je nach Vorbereitung im Unterricht – so gab es doch eine Menge Schüler, die man dabei „einfangen“ und interessieren konnte.
Ein schwieriges Vorhaben, aber jedoch eine unheimlich wichtige Aufgabe, die oftmals unterschätzt bzw. auch immer weniger gefördert wird. Dabei gab es unter anderem großen Erfolg mit Stücken von Felix Mitterer z.B. „Kein Platz für Idioten“, wo viele junge Menschen tief berührt das Theater verließen.
Nach einigen Jahren entwickelte sich eine interessante Zusammenarbeit mit Erich L. Koller, Leiter der Komödie am Kai – die beiden kannten sich noch von Baden, wo sie bereits miteinander arbeiteten.
Dieses Haus wurde ihm schließlich bis heute zur künstlerischen Heimat – hier machte ihm das Spielen einfach am meisten Spaß. Immerhin – mit Unterbrechungen – sind es nun schon fast 20 Jahre, dass er am Kai das Publikum zum Lachen, Schmunzeln oder Nachdenken bringt.
Zwar gab es dazwischen immer wieder Termine für das Tourneetheater, wo er inzwischen auch bei der Organisation der Touren mit eingebunden war. Mit dem Tod von Professor Ander verlor er einen Freund und zog sich daraufhin von den Tourneen endgültig zurück.
In der Komödie am Kai fühlt er sich immer noch wohl – hier gibt es interessante Rollen für ihn. So sind es meist zwei Produktionen im Jahr, ca. 130 Vorstellungen mit Proben und Vorbereitungen ca. 8 Monate die ihn die Komödie „gefangen nimmt“.
„Ein Mann für alle Fälle“ ist in dieser Saison bereits das 4. Stück in Folge mit dem er jetzt im Mai Premiere hat – aber bei guten Rollen, kann man halt so schwer „Nein“ sagen. Ein ganz schönes Pensum, aber nach ca. 15 Vorstellungen ist die Rolle so verinnerlicht, dass es nurmehr Freude macht und alles wie am Schnürchen klappt.
Und als den besonderen Reiz seines Berufes erklärt Herrn Kuderna mit Enthusiasmus, die Möglichkeit sich einfach vom ganz normalen Leben in eine Rolle kippen zu können – von einer Minute auf die andere,.
Auf meine Frage zu Lampenfieber antwortet er „Ja, besonders bei der Premiere! Die ist immer etwas Außergewöhnliches – man weiß nie wie das Publikum reagieren wird, wie die Pointen ankommen, ob und wann überhaupt gelacht wird – die Anspannung dabei ist jedes Mal extrem groß.“
Besonders glücklich ist er über die derzeit so gute Auslastung in der Komödie am Kai, die sich stetig gebessert hat – was nun aber auch die Atmosphäre in der Vorstellung zu gute kommt. Ein volles Haus – der Wunsch des Schauspielers, der auch von dieser Stimmung profitiert!
Die Freude ist dann besonders groß, wenn er nach der Vorstellung auf der Straße angesprochen und gelobt wird: „Es war heute wieder so lustig!“ und er dabei in glückliche Gesichter schaut.
Und es gibt so viele schöne Rollen und tolle Stücke, die er gerne spielen möchte, Und auch wenn dabei die Freizeit ein bisschen zu kurz kommt, die Freude auf die nächste Rolle und auf den Abend überwiegt.
Weiter Auskünfte und Informationen finden Sie unter
http://www.komoedieamkai.at/willkommen.html
Das Interview führte Susanne Resperger