Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

PARIS / Opéra National: ARIADNE AUF NAXOS

07.02.2015 | Allgemein, Oper

Paris: Opéra National de Paris: ARIADNE AUF NAXOS, 06.02.2015

7387_Ariane---Naxos--c--Bernard-Coutant---Op-ra-national-de-Paris--13-
Das Foto zeigt Klaus Florian Vogt als Bachus und Karita Mattila als Ariadne. (c) Bernard Coutant

Mit der Vorstellung am 06.02. in der Opéra Bastille nahm die Pariser Oper ihre äußerst beliebte und erfolgreiche Produktion von „Ariadne auf Naxos“ (Inszenierung und Kostüme: Laurant Pelly Bühnenbild Chantal Thomas) wieder auf. Der erste Akt spielt in einem hohen, großzügigen Raum der Villa des Kunstmäzens in einem abgelegenen Ort in den Alpen. Dort auf dem Lande ist das Kulturleben noch abhängiger von dem Geld und der Willkür des mächtigen Kunstförderers als in der Stadt – so der Gedanke des Regisseurs. In diesem elegant großbürgerlichen Ambiente tummelt sich das Künstlervolk: Zum einen der idealistische, ganz für seine Musik brennende Komponist, wunderbar aufbrausend und empfindsam gespielt von Sophie Koch, zum anderen die pragmatische, sich selbst und die anderen nicht zu ernst nehmende Zerbinetta von Daniela Fally. Koch sang ihre Partie souverän und mit dem nötigen Pathos, insgesamt wirkt ihre Stimme allerdings ein wenig zu hell und damit zu leicht für diese Partie. Daniela Fally begeisterte das Publikum bei ihrem Debut an der Pariser Oper natürlich vor allem im zweiten Akt mit ihren mühelosen Koloraturen und ihrem koketten Charme. Martin Gantner war ein musikalisch wie darstellerisch starker Musiklehrer und beeindrucket vor allem durch seine Textverständlichkeit. Als Haushofmeister verbreitete Franz Grundheber die nötige Arroganz und Überheblichkeit. Der zweite Akt ist in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in einem noch im Bau befindlichen Badeort am Mittelmeer angesiedelt, in dem die liebeskranke Ariadne ihr Dasein auf einer Baustelle fristet und in das Zerbinetta im sexy Strandoutfit mit ihrer Truppe im VW-Bus als neugierige Touristengruppe einfällt. Die Najade, die Dryade und das Echo – exzellent gesungen von Olga Seliverstova, Agata Schmidt und Ruzan Mantashyan –  sind die Frauen des Dorfes, die die kranke Ariadne mit Lebensmitteln versorgen und dabei den neuesten Tratsch aus der Umgebung austauschen. Karita Mattila, die in nächster Zeit erste Schritte in das „Mütter-Fach“ plant, gab der Figur der Ariadne stimmlich die notwendige Dramatik und Erhabenheit und sie meisterte die Partie musikalisch souverän. Schauspielerisch legte sie die Rolle jedoch zu realistisch an, so dass das, was man sah, nicht mit der Musik übereinstimmte. Mattilas Ariadne hatte nichts mehr Edles an sich, sondern war lediglich eine verwirrte Frau am Rande zur Geisteskrankheit. Durch diese sehr profane Darstellung wurde der Gesamteindruck ihres Auftritts doch ein wenig getrübt. Überstrahlt wurde der Abend jedoch ohnehin von der einzigartigen Interpretation des Bacchus durch Klaus Florian Vogt. Mit seiner hellen, glanzvollen, in letzter Zeit noch heldischer gewordenen Stimme und mit seiner schlanken und großen Erscheinung verkörpert er den jungen Gott ideal. Er bewältigt die gefürchtete Partie mit einer phänomenalen Leichtigkeit und Souveränität, so dass es ein Genuss ist, ihm zuzuhören. Michael Schønwandt brachte mit dem Orchestre de l’Opéra National de Paris die kammermusikalischen Finessen der Partitur zum Ausdruck und begleitete die Sänger hingebungsvoll.

Am Ende herzlicher, mit Bravos durchsetzter Applaus, der aber nach Münchner und Wiener Gewohnheiten ruhig noch etwas andauernder und heftiger hätte sein können.

Gisela Schmöger

 

Diese Seite drucken