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ONLY LOVERS LEFT ALIVE

25.12.2013 | FILM/TV

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Ab 25. Dezember 2013 in den österreichischen Kinos
ONLY LOVERS LEFT ALIVE
USA / 2013
Drehbuch und Regie: Jim Jarmusch
Mit: Tom Hiddleston, Tilda Swinton, Mia Wasikowska, John Hurt, Anton Yelchin u.a.

Regisseur Jim Jarmusch, den jeder mit Hochachtung einen „Autorenfilmer“ nennt, ist ein Mann von vielen Interessen. Dass er sich jedoch ausgerechnet in die Welt der Vampire begeben würde, hätte man nicht unbedingt erwartet, aber das Ergebnis ist dann immer noch seltsam und schräg genug – auch dank der Besetzung. Und des Ansatzes. Denn Jarmusch hat nicht den üblichen Horrorfilm gedreht, sondern eigentlich eine Beziehungstragödie…

So, wie wir Adam und Eve kennen lernen, können sie einem nur leid tun. Ein sich liebendes Paar, das – warum, wird nicht genau klar – getrennt lebt. Dabei sind sie schon länger zusammen, als man denken kann, Jahrhunderte sozusagen. Adam, einst Musiker (er hat noch Schubert gekannt…), zuletzt Pop-Star und immer auf der Suche nach ganz besonderen Gitarren, „Oldies“, auf denen er vermutlich vor Menschenleben gespielt hat, lebt in Detroit in einem düstern Haus und geht nur manchmal auf „Blutjagd“: Nicht, indem er den nächsten Vorübergehenden in den Nacken beißt, sondern indem er einen Arzt im Krankenhaus (Jeffrey Wright) ausreichend schreckt, dass dieser Blutkonserven herausrückt…

Eve lebt in Marokko, was pittoresk ist, und sie hat vor allem einen alten Freund, der jedem Literaturbeflissenen ein Begriff ist. Marlowe – ja, derjenige welche, der Shakespeare-Zeitgenosse. Ein uralter Mann in Gestalt des großen John Hurt, der seine eigenen Blut-Lieferanten hat, bis diese versagen…

Jarmusch hat hoch besetzt, statt des ursprünglich geplanten Michael Fassbender immer noch Tom Hiddleston aufgeboten, der ein besonderer Typ ist (und in dem „Thor“-Spektakel als listig-böser Loki allen anderen die Show gestohlen hat). Und Tilda Swindon, die ja programmatisch blass und ätherisch aussieht, so dass man gar kein Problem hat, sie als Vampirin zu begreifen. Als ihr Gatte Adam am Telefon gar zu deprimiert klingt, macht sie sich auf, steigt ins Flugzeug und kommt zu ihm nach Detroit. Ein gepflegtes Paar die beiden, wunderbar düster umrandet, mit knapp-pointiertem Dialog gesegnet.

Dann aber kommt in dem Film, der weit mehr Stimmung zaubert und düstere Atmosphäre zeichnet, als sich mit viel „Handlung“ abzugeben, die Katastrophen-Pointe: Eves auftauchende Schwester Ava (Mia Wasikowska raunzt sich durch ihr Schicksal) ist nämlich eine schrille Vampirin, wie sie im Buch steht, die bei erster Gelegenheit ein Blutbad anrichtet. Und vergreift sich ausgerechnet an Ian (Anton Yelchin), dem großen Fan von Adam, den dieser so dringend braucht, um mit dem Alltag zu kommunizieren… Pech. Es darf immer wieder gelacht werden. Doch nicht sehr. Regisseur Jarmusch wird angesichts seines blutigen Themas nie wirklich aufgeregt und schon gar nie schrill – und unser ätherisches Vampirpärchen kehrt wieder in seine bekannte Melancholie zurück. Autorenkino eben. So was schickt man zu Festivals. Aber es heißt, dass es auch Kritiker gab, die den Film heuer in Cannes langweilig gefunden haben… Das ist ungerecht. Man muss sich nur auf die ach so armen Vampire einlassen.

Renate Wagner

 

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