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OLMÜTZ (Olomouc) / Mährisches Theater: TURANDOT

30.10.2014 | KRITIKEN, Oper

Olmütz, Mährisches Theater , Puccini : Turandot 29.10.2014

 Welche Überraschung. Eigentlich erwartet man, dass eine so kleine Stadt wie das mährische Städchen Olmütz (Olomouc) ein Werk wie Turandot nicht wirklich stemmen kann.

Aber das Theater dort belehrt eines besseren.

In der konventionell, aber sehr genau gearbeiteten Regie von VACLAV MALEK gibt es große und berührende Oper. Jeder Sänger bis in die Chorgruppen ist bestens vertraut mit dem Bühnengeschehen, nichts ist dem Zufall überlassen, der Fokus wechselt klug von einer Aktion zu einer anderen. Im chinesischen Kolorit gehalten bietet auch die Bühne und das Kostüm eine ungeahnte Größe und theatralischen Pomp, der diesem Werk nicht abträglich ist.

Unglaublich, weil auch große Opernhäuser die beiden Protagonisten schwer oder nicht ausreichend besetzen können, ist dann das Hauptpaar: als Gast aus Prag kommend, singt NIKOLAJ VISJAKOV einen italienisch timbrierten Kalaf ohne jede Anstrengung. Szenisch etwas weiß, aber sängerisch mit großem Gespür für die Bögen und mit grandioser Höhe bringt er das Theater zum Beben. Ähnlich stimmlich aufregend, auch in ihrer grazilen und erotischen szenischen Präsenz (-wann hat man das bei einer Turandot-) ist DANA PENKAVA KOKLESOVA als Titelheldin. Sie traut sich ganz lyrisch anzufangen und findet selbst in den mörderischen Aufschwüngen genügend Kraft, ohne die Schönheit ihrer Stimme aufs Spiel zu setzen.

Die Liu von LEA VITKOVA bemüht sich ehrlich, wenngleich ihre Stimme schon Ermüdungserscheinungen aufweist. Der noch sehr junge Timur von DAVID SZENDIUCH ist eher auf der baritonalen, aber warm- fliessenden vokalen Seite.

Ping, Pang und Pong sind musikalisch sicher und charakteristisch mit leichten Vorteilen für die Tenöre ( ONDREJ KOPLIK und PETR MARTINEK) zum Bariton (JAKUB TOLAS). Der Mandarin wird von VLADISLAV ZAPRAZNY mit dräuendem Bass gegeben.

Wunderbar einstudiert der Chor des Mährischen Theaters und ebenfalls klanglich bestens disponiert bei überschaubarer Besetzung das Orchester. PETR SUMNIK am Pult gibt klare Impulse und hat hörbar diese Gesamtleistung bestens vorbereitet.

Eine sensationelle Aufführung in dieser Besetzung.

Das gut gefüllte Haus dankte es herzlich.

Damian Kern

 

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