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NON STOP

09.03.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Non Stop

Ab 14. März 2014 in den österreichischen Kinos
NON STOP
USA, Frankreich / 2014
Regie: Jaume Collet-Serra
Mit: Liam Neeson, Julianne Moore, Michelle Dockery, Lupita Nyong’o u.a.

Da ist ein Schauspieler, der – mit markigem Gesicht, kein “schöner Mann” als Selbstläufer wie Clooney oder Pitt – in den neunziger Jahren ein paar der besten Filmrollen geangelt hat: ob als Rob Roy oder Michael Collins Freiheitshelden (schottisch bzw. irisch, was er es von Geburt an ist), auch „Les Miserables“ und schließlich Oskar Schindler in Spielbergs „Schindlers Liste“: Liam Neeson steht mit goldenen Lettern im großen Buch von Hollywood.

Dann begann – nicht wirklich der Abstieg, aber der Alltag. Ein paar Hauptrollen, eine Menge Nebenrollen in fast durchwegs vergessenswerten Filmen. Und dann ab 2008 (15 Jahre nach seinem „Schindler“) die zweite Karriere in einem gewissermaßen neu kreierten Genre, den „Euro-Krimis“, die erst Luc Besson schuf und die nun alle machen und in denen sich die angereiften Hollywood-Stars vergnügt tummeln: Sie sind medioker, aber immer spannend und gewissermaßen „eine Hetz“.

Bei Neeson begann es mit „Taken“, das dann auch eine Fortsetzung fand, Filme dieser Art waren auch „Unknown Identity“ oder „Grey“, alle darauf basierend, dass man ihm den „harten Mann“ glaubt. Und wenn er Zeit gehabt hätte, hätte er auch in „3 Days to Kill“ spielen können, der in Bälde mit Ersatzmann Kevin Costner (auch nicht schlecht) in die Kinos kommt…

Aber Neeson muss doch aufpassen. Die beiden Teile von „Taken“ haben sich nicht gerade durch Glaubwürdigkeit, aber durch herrliche Rasanz ausgezeichnet, und daran wird er nun gemessen. „Non Stop“ hingegen ist ein Film, der wie auf den Reißbrett erzeugt wurde – und so viele logische „Löcher“ aufweist, dass des Publikums Bereitwilligkeit, all das zu glauben, was man ihm vorsetzt, bis an die Grenze beansprucht wird.

Neeson Non Stop

Im übrigen ist es wieder einmal ein Film, den man besser nicht im Flugzeug zeigt. Er spielt nämlich fast ausschließlich in einem solchen, was die Produktionskosten angenehm senkt, für das Publikum aber nach und nach eher einförmig wird. Neeson spielt Bill Marks, einen Air Marshal, einer jener anonymen Flugbegleiter, die man im Zeitalter des Terrorismus mitfliegen lässt, um möglichen Gefahren in der Luft zu begegnen. Aber – Schnecken: Wer dieses Flugzeug bedroht, hat es auf Marks persönlich abgesehen.

Wir müssen nun glauben, dass er von Anfang bis zum Ende auf seinem Handy von den Nachrichten eines höhnischen Unbekannten bedrängt wird, der nicht nur eine enorme Lösegeldsumme verlangt, um niemanden umzubringen, sondern dann, als diese gezahlt wird, sie auf Marks Konto umleitet, dass dieser als Verdächtigter dasteht. Außerdem kollern über kurz oder lang ja doch die Leichen herum, auch der Kapitän (!), ohne dass man eine Ahnung hat, wie der mörderische Supermann das geschafft haben könnte…

Abgesehen davon, dass man eine Menge lesen muss, denn die Mails werden groß auf die Leinwand geworfen (na gut, man ist des Lesens mächtig, aber es nervt mit der Zeit), muss man nun mit Marks den Verdächtigen suchen. Nein, der Moslem wird es doch wohl nicht sein, das wäre zu naheliegend? Vielleicht seine schöne, aber rätselhafte Sitznachbarin in Gestalt von Julianne Moore (die auch schon mehr an darstellerischer Überzeugungskraft abgefordert bekam als hier)? Vielleicht der New Yorker Cop an Bord (ist er überhaupt einer?)… Auch wenn Regisseur Jaume Collet-Serra das durchaus routiniert exekutiert, wirklich interessant wird es kaum.

So ist also alle fünf Minuten dringlich jemand der Tat verdächtig, bis es einen überhaupt nicht mehr interessiert und man nur noch die Schlusspointe wissen will. Und diese hinkt dann über alle Maßen, weil man sich einfach nicht vorstellen kann, warum man in dem „Täter“ den „Mastermind“ erkennen soll, der nicht nur so souverän getextet, sondern auch so geschickt gemordet hat (abgesehen von seiner wackligen Motivation). Nein, das ist selbst für einen Durchschnittskrimi zu matt.

Zumal außer Neeson und Moore die Besetzung blaß bleibt – zwar kommt einem eine Stewardess bekannt vor, nicht per Namen, aber per Gesicht, sie stammt doch aus „Downtown Abbey“, was macht sie denn hier (Michelle Dockery, die man nur als Lady Mary Crawley kennt)? Und die andere hat gerade einen Nebenrollen-„Oscar“ bekommen (Lupita Nyong’o) und musste offenbar froh sein, hier in einer Neben-Nebenrolle zu erscheinen…

Also, wir schlagen vor – für Liam Neeson und für uns: Bitte, machen wir doch „Taken 3“ und lassen wir so was wie „Non Stop“.

Renate Wagner

 

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