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NICHT MEIN TAG

15.01.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Nicht-mein-Tag

Ab 17. Jänner 2014 in den österreichischen Kinos
NICHT MEIN TAG
Deutschland / 2014
Regie: Peter Thorwarth
Mit: Moritz Bleibtreu, Axel Stein, Anna Maria Mühe, Jasmin Gerat u.a.

Es beginnt als die Studie eines zerdrückten jungen Bürgers, der alle seine Ansprüche an das Leben aufgegeben hat für Weib, Kind und Reihenhaus und in einen Anzug gezwängt in der Bankfiliale sitzt: Axel Stein (der einmal ein so gedrungener Typ sein wird wie Axel Prahl) strömt an seinem Computer, an dem er sich anderwärtig beschäftigt, das ganze Kleinbürgerunglück aus, das natürlich auch ein wenig tragisch, aber doch auch komisch ist. Dieser Till Reiners ist der geborene Lustspielheld.

Und es wird ein geradezu klassisches deutsches Kinolustspiel daraus, am Ende auch die klassische Buddy-Geschichte, wo die Gegensätze sich an einander annähern und die Katastrophe zur Chance wird. Zuerst stolpert da ein echter Prolo-Rüpel in die Bank und will einen Kredit ohne Garantie, um sich einen Oldtimer zu kaufen: Moritz Bleibtreu genießt die Rolle des „Nappo“ Navroki vom Anfang bis zum Ende, nicht eben diskret in seinen schauspielerischen Mitteln, aber mit seiner Suada gänzlich überzeugend.

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Das nun folgende „Road Movie“ ist leicht zu umreißen – Nappo überfällt die Bank, nimmt Till als Geisel, und einige amüsante Drehungen und Wendungen des Drehbuchs (es basiert auf einem Buch des Autors Ralf Husmann, der für die „Stromberg“-Serie bekannt wurde) schicken die beiden auf eine Reise, bei der sie sich auch mit der albanischen Mafia anlegen, was man besser nicht sollte – das weiß man natürlich, aber im Kino gibt das immer wirkungsvolle Szenen.

Der Film von Peter Thorwarth, der die nötige Rotzfrechheit hat, um diese Geschichte amüsant durchzuziehen, bietet einige bemerkenswerte Elemente: Für Till wird die Gefangenschaft zur neuen Freiheit (und man wundert sich nicht, dass er sich in einem Club in Amsterdam entfesselt als einstiger Rock-Musiker entpuppt), und Nappo merkt, dass er doch eher zum Kleinkriminellen taugt als zum großen Gangster.

Begleitet werden die beiden von einer ausgeflippten Halbweltbraut (Jasmin Gerat), aber sie ist nicht weiter interessant, Tills Frau hingegen sehr: Nicht nur, weil Anna Maria Mühe das wunderbare Gesicht ihres unvergesslichen, wunderbaren Vaters hat, sondern weil die Rolle so prächtig ausgefeilt ist. Auch sie – trotz des Kindes – extrem unzufrieden und auf dem Selbstverwirklichungstrip (als Herstellerin elend hässlicher Handtaschen) und immer bereit, erst einmal auf den Ehemann loszuhacken, statt ihm zuzuhören, ihn zu beschuldigen und ihm alles aufzulasten, bevor sie sich einmal den Kopf über ihn zerbrechen würde…

Der Mix aus überzogener Komödie und exakt beobachtetem Alltagsverhalten funktioniert überraschend gut, nicht zuletzt dank der Besetzung (die Chemie Bleibtreu / Stein ist exzellent). Der deutsche Film hat viele Facetten. Er braucht Til Schweiger nicht, der hier nur als Produzent mitbeteiligt war und sich einen Cameo-Auftritt nicht entgehen lässt. Das ist vergessenswert und nicht der Grund, warum man sich „Nicht mein Tag“ beruhigt ansehen kann.

Renate Wagner

 

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