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NICE/ NIZZA: SEMELE von G.F.Händel

19.02.2014 | KRITIKEN, Oper

NICE : SEMELE von Händel am 16. 2.2014

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Leda als Model. Foto: Opéra de Nice/ D. Jaussain

Die Oper von Nizza hat sich in den vergangenen Jahren ja immer wieder um rare Barock-Opern (“ Rosmira Fedele „, “ Dorilla in Tempe “ von Vivaldi, “ Il Tigrane “ con Alessandro Scarlatti) verdient gemacht.

Aber mit Händels SEMELE ist ihr ein Glanzstück gelungen.

Dieses einzigartige englischsprachige Werk, ursprünglich als “ Oratorium “ aufgeführt, aber aufgrund seiner Dramatizität und vor allem auch aufgrund seiner sexuellen Aufgeladenheit doch eindeutig als “ Oper “ erkennbar, war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Dank Cecilia Bartoli bekam es zuletzt in Zürich und Wien wieder die ihm gebührende Aufmerksamkeit. Das Erstaunliche an der Produktion in Nizza ist jedoch, dass sie mit diesen Sternstunden durchaus mithalten kann, denn an ihr gibt es, so unglaublich das klingen mag, eigentlich gar nichts auszusetzen.

Der junge griechische Dirigent George Petrou bringt die Partitur in allen ihren Nuancen präzise zum Klingen.

Und er hat eine erstklassige Sängerschar um sich versammelt: hervorstechend Hélène Le Corre als eitle ( “ Myself i shall adore “ ) ruhmsüchtige und größenwahnsinnige ( “ No, no, I ‚ll take no less than all in full excess „) Semele. Eine äußert angenehme Erscheinung, eine äußerst angenehme, mit Leichtigkeit geführte Stimme. Ihr klarer Sopran verblüfft und bezaubert durch Agilität, Höhensicherheit und intensivste Rollendurchdringung.

Aber ihre weiblichen Kolleginnen – Mary-Elllen Nesi (der einzige bekanntere Name in dem exzellenten Cast) als Juno/Ino und Anne-Florence Tarbot als Iris) stehen in ihr in nichts nach.Ebensowenig wie die Männerriege (Xavier Sabata als Atamas, Denis Sedov als Somnus/Cadmus und Valerio Contaldo als Jupiter/Apollo).

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Semele, Jupiter und die Seifenblasen. Foto: Opéra de Nice/ D. Jaussain

Regisseur Jakob Peters – Messer verlegt den Olymp – ähnlich wie Robert Carsen bei “ Platée „, nur etwas dezenter – ins Modemilieu. Semeles Traum vom sozialen Aufstieg besteht darin, ein Supermodel zu werden wie ihre Vorgängerinnen als Jupiter-Geliebte ( Europa, Io, Leda und die anderen, die in einer köstlichen mythologischen Modeschau mit ihren jeweiligen Attributen vorgeführt werden ).

Den Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes erreicht sie, als ihr ein eigenes Parfum gewidmet wird und ihr die boshafte Juno ca. 150 Paar Laboutin – Schuhe schenkt. Wie Hélène Le Corre es schafft, gleichzeitig zig allerhöchste High Heels zu probieren und gleichzeitig allerhöchste Koloraturen makellosest abzuliefern, ist schlicht und einfach atemberaubend.

Sven Bindseils Kostüme sind intelligent,witzig und farbenprächtig.

Und der Trauerchor nach Semeles durch Hybris selbstverschuldeten Tod berührt ebenso sehr wie das Erscheinen ihres halb-göttlichen Sohnes Bacchus.

Ein Fest für alle Sinne, ein Hochgenuss für Ohren und Augen.

“ Endless pleasure. Endless love ! „

 Robert Quitta, Nizza

 

 

 

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