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NEW YORK/WIEN/ Die MET im Kino: WERTHER

15.03.2014 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Cineplexx-Kino Landstraße: WERTHER am 15.3.2014

Die Serie der erstklassigen MET-Übertragungen hält an, Massenets „Werther“ wurde in einer sehr klassischen Inszenierung von Richard Eyre aufgeführt und bot tragisches Musiktheater vom Feinsten. Bühnenbild und Kostüme (Rob Howell) bildeten einen passenden Rahmen, wenn auch der Garten des Amtmannes ein wenig unter die Kategorie „Schablonenkitsch“ zu zählen war. Ein mit wenigen Ausnahmen (Bläser) konzentriert und gut spielendes Orchester unter der sicheren Stabführung von Alain Altinoglu war kongenialer Partner des trefflichen Bühnenensembles.

 Jonas Kaufmann sang die Titelrolle mit viel Kraft, aber auch mit Mut zum Piano und stets sicherer Höhe. Sein Werther ist vielleicht etwas zu heldisch angelegt, die tragische Komponente des unseligen Dichters kommt dadurch nicht total überzeugend. Aber das sind Haarspaltereien, diese Rolle ist mit Jonas Kaufmann bestens besetzt. Auch Sophie Koch bietet als Charlotte höchste Sangeskunst, ihr Mezzo ist kräftig und wohlklingend in allen Höhenlagen. Ihre Rollengestaltung ist perfekt, sie spielt alle Facetten der Rolle, von der gehorsamen Tochter bis zur verzweifelten, zu spät zu ihrer Liebe stehenden Frau überaus glaubwürdig. Sehr gut auch Lisette Oropesa als Sophie, ihr silberheller Sopran war ein weiterer Lichtblick des Abends. David Bizic sang die undankbare Rolle des Albert, da wäre eine wesentlich markantere und schönere Stimme vonnöten, um sympathisch über die Rampe zu kommen.

Interessant wie immer der Blick hinter die Bühne bei den Umbauten, sowie die Interviews mit Koch und Kaufmann, die nicht das sonst übliche Lobgehudel auf das Leading Team und die Kollegen anstimmten. Der Jubel des Publikums war vollauf gerechtfertigt, leise und dezent wurde sogar im Kino geklatscht.

Johannes Marksteiner

 

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