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NEW YORK/ Wien/Die Met im Kino: DIE PERLENFISCHER von Georges Bizet

17.01.2016 | Oper

16.01.2016 MET/Kino „Die Perlenfischer“

Hundert Jahre nach der letzten Aufführung an der MET war es höchste Zeit, dieses Frühwerk George Bizets wieder in den Spielplan aufzunehmen. Die Inszenierung von Penny Woolcock bietet einen Blick in das Leben eines Fischerdorfes auf Ceylon. Wenn man von dem Einfall, das dramatische Duett Zurga – Leila in einem ziemlich heruntergekommenen Büroraum stattfinden zu lassen, eine Lösung, die nicht gerade Begeisterungsstürme auslöst, absieht, kann das Regiekonzept als gelungen bezeichnet werden. Das Bühnenbild (Dick Bird) ist karg, die Kostüme (Kevin Pollard) wenig kleidsam, der tätowierte Arm Nadirs verzichtbar.

Zu bemängeln ist, dass die Handlung im ersten Akt durchgepeitscht wird. Vom Eintreffen der Priesterin bis zu ihrem Amtsantritt vergingen nur wenige Minuten. Im Übrigen hätte keine Gewerkschaft diesen Arbeitsbedingungen zugestimmt, denn es ist einfach unmenschlich, eine Frau die Nacht über verschleiert singen zu lassen und sie bei Nichterfüllen des Vertrages zu töten. Der ernste Einwand dazu ist, dass man heutzutage sehr sensibel reagiert, wenn über Religionen und ihre mitunter grausamen Methoden, mit unliebsamen Zeitgenossen umzugehen, berichtet wird.

Musikalisch war der Abend sehr zufriedenstellend. Gianandrea Noseda dirigierte das gut disponierte Orchester mit viel Umsicht, wenngleich er anfangs das Tempo allzu sehr bremste. Diana Damrau war eine ideale Leila, sie sang den schwierigen Part – es ist eine große Herausforderung, zwischen zarten lyrischen Koloraturen und dramatischen Ausbrüchen zu wechseln – mit Kraft und Stimmschönheit, im Spiel war sie die agilste und temperamentvollste der Protagonisten. Marius Kwiecien sang den Zurga mit dem für ihn so charakteristischen Impetus, der Zerrissene mit Bierflasche passte da nicht ganz dazu. Matthew Polenzani war als Nadir bestens bei Stimme, seine Arie und das Duett mit Zurga zählten zu den Höhepunkten des Abends. Schade, dass er einen stets finster-verkrampften Gesichtsausdruck zur Schau stellen musste – das passt so gar nicht zu dem sonstigen Sonnyboy der Opernbühne. Das Publikum, dieses Mal in der Mehrzahl aus älteren Herrschaften bestehend, war mit dem Applaus nicht sparsam.

Johannes Marksteiner

 

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