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NEW YORK/ Wien/ Die Met im Kino

17.04.2016 | Oper

16.04.2016 MET/Kino „ROBERTO DEVEREUX“

Sondra Radvanovsky and Mariusz Kwiecień star in the Met's 'Roberto Devereux.'
Sondra Radvanovsky, Mariusz Kwicien. Copyright: Ken Howard/ Metopera

In einer neuen Produktion der aktuellen MET-Saison zeichnet David McVicar als Regisseur und Bühnenbildner verantwortlich für Donizettis dritte Tudor-Oper. Der Inhalt dieses Werkes ist historisch kaum belegbar, an sich nichts Besonderes im Musiktheater. Die Anhäufung von Ungemach, in erster Linie den Titelhelden betreffend, macht diesen sympathisch, auch wenn er sich redlich bemüht, sich sämtliche Kollegen zum Feind zu machen. In der damaligen Zeit konnte das nur tödlich enden.

Das stets düstere Einheitsbühnenbild, in dem auch Anna Bolena gespielt werden könnte, bildete den passenden Rahmen der traurigen Handlung, die Kostüme (Moritz Junge) waren prächtig anzusehen, bei Königin Elisabeth I. hatte auch der Maskenbildner ganze Arbeit geleistet, so alt und hässlich hat man eine Königin schon lange nicht mehr gesehen. Die drastische Darstellung ihrer körperlichen Gebrechlichkeit mittels Hinken am Stock wirkte sehr realistisch, ihre Gefühlsschwankungen zwischen Liebe und Hass offenbarten den leidvollen Lebensabend der Regentin. Ideal dargestellt wurde die Rolle von Sondra Radvanovsky. Mit großer Stimme, die vor allem in den dramatischen Ausbrüchen überzeugte, sang sie diese schwere Partie. Es war interessant zu hören, wie die Rolle auch gesungen werden kann, wenn man den Vergleich mit Edita Gruberova in den letzten 15 Jahren zieht. Elina Garanca war als Sara aufgeboten, man hatte den Eindruck, dass neben einer tadellosen Höhe die Mittellage etwas dumpf klang. Matthew Polenzani, der unglückliche Liebhaber vom Dienst, sang den Titelhelden prächtig. Mit dem angenehmen Timbre seines schlanken Tenors konnte er wie immer gefallen, auch darstellerisch wusste er zu überzeugen, ihm liegen Rollen dieser Art ja besonders gut. Mariusz Kwiecien sang mit etwas rauer Stimme den Herzog von Nottingham. Trotz sicherer Höhe war er kein idealer Interpret des enttäuschen Freundes/Gatten, man erhofft sich in Belcanto-Opern auch in den tieferen Lagen etwas weichere, lyrische Stimmen.

Maurizio Benini war ein sicherer Leiter des sehr gut spielenden Orchesters, seine Werkkenntnis war gottlob groß genug, um neben der perfekten Koordination zwischen Bühne und Orchestergraben auch die Partitur gelegentlich umzublättern. Der gelungene Versuch, ein nicht sehr populäres Werk in den Spielplan zu holen, wurde vom Publikum mit viel Applaus belohnt.

Johannes Marksteiner

 

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