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NEW YORK/ Wien/ Die Met im Kino: LA TRAVIATA

12.03.2017 | Oper

11.03.2017   MET/Kino   „La Traviata“

Bildergebnis für metropolitan opera la traviata

Willy Deckers Produktion hält sich nun schon zwölf Jahre auf den Spielplänen prominenter Opernhäuser. Im Kino wurde diese Inszenierung schon vor fünf Jahren (Dessay/Polenzani/Hvorostovski) von der MET übertragen. Das kalte Bühnenbild, die (Lebens)Uhr, der allgegenwärtige Doktor Grenvil, die vier sitzenden Zuseher bei der Sterbeszene Violettas, das alles ist schon fast normal zu nennen. Verglichen mit der relativ neuen Produktion an der Wiener Staatsoper kann man von einem gelungenen Rahmen für die Tragödie sprechen.

Wie so oft kann die gelungene musikalische Umsetzung der Oper aber das Fehlen der gewohnten Opulenz und des Glanzes der Pariser Feste überdecken. Das ausgezeichnete Orchester spielte unter der Leitung von Nicola Luisotti sehr präzise, unauffällig, aber stets aufmerksam begleitend. In der Titelrolle konnte Sonya Yoncheva einen großen persönlichen Erfolg feiern. Ihre wunderbar timbrierte Stimme, die sichere Höhe und die effektvollen dramatischen Ausbrüche waren das Ereignis des Abends. Dass sie ihre Rolle auch sehr glaubhaft, temperamentvoll, dann wiederum sehr berührend spielte, war ein weiteres Plus. Ein neuer Tenor stellte sich vor, Michael Fabiano. Er sang den Alfredo mit viel Gefühl, aber auch mit dramatischer Attacke und sicherer Höhe. Das „Lavero“, ein Prüfstein, den viele Tenöre zu Recht fürchten, gelang ihm bestens. Thomas Hampson, der den Giorgio Germont auch schon in Salzburg bei der Premiere gesungen hatte, war ein sehr routinierter väterlicher Despot. Stimmlich konnte er nur bedingt überzeugen, manche Passagen, auch das „Di Provenza il mar“ hat man von ihm schon wesentlich besser gehört.
Als bescheiden gewordener Musikfreund ist man aber schon zufrieden, wenn zwei Drittel der Protagonisten sehr gut singen. Erstaunlich war, dass das Publikum der MET eher verhalten und sparsam applaudierte.     

Johannes Marksteiner

 

 

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