Cineplex-Kino – MET IM KINO : „DIE LUSTIGE WITWE“ OHNE ESPRIT (17.1.2015)
Das ganze schmeckte nach etwas abgestandenem Schaumwein. Franz Lehars „Die lustige Witwe“ wurde an der Met zwar eigens für Renée Fleming neu angesetzt. Aber ein Publikums-Liebling allein kann auch einen solchen Kassenmagnet nicht mit Leben erfüllen, auch wenn man sich für eine neue englische Version (Jeremy Sams) entscheidet. Dem Gegenspieler von Hanna Glawari, dem Met-Haus-Bariton Nathan Gunn, fehlte die Ausstrahlung von Danilo; der biedere US-Sänger war stimmlich mittelmäßig, verfügte über keinerlei Charme und das berühmte knisternde Etwas, das den Stammgast des Maxim auszeichnen muss, fehlte ebenso. So stellt man sich einen gewissenhaften Beamten vor – nicht einen „Luftikus“ wie Danilo. Zusammen mit einem überforderten Dirigenten – Sir Andrew Davies – sowie einer altmodischen Inszenierung von Susan Stroman (samt monumentalen Bühnenbildern von Julian Crouch und monströsen Kostümen von William Ivey Long) ergab dies einen fatalen Mix ohne jeden Pariser oder Wiener Esprit. Dazu kamen noch wirklich schwache Leistungen des 2.Paares Camille-Valencienne – Alek Shrader und Kelli O’Hara. Er kämpfte mit den Höhen sie mit den Dimensionen der Metropolitan Opera; der Sprung vom Broadway (u.a. South Pacific) ins Lincoln-Center dürfte wohl eine Ausnahme bleiben! Auch die Met kocht mitunter mit Wasser. Immerhin: Renée Fleming sang erstmals Operette. Und sie versöhnte einigermaßen. Ein bravouröser Auftritt, ein zu Herzen gehendes Vilja-Lied und ein wunderbares „Lippen schweigen“-Finale ließen vergessen, dass der ideale Zeitpunkt für die erste Operette vermutlich auch schon vor 10 Jahren gewesen ist. Die US-Diva mit deutschen „Wurzeln“ trug den Abend, der im Laufe der Vorstellung wenigstens an Tempo zunahm, zumindest zeitweilig. Das Orchester der MET und der Chor der MET unter Sir Andrew Davis waren daran ebenso beteiligt wie das Regie-Konzept von Susan Stroman, die zuletzt doch noch mit den Tanz-Szenen im „Maxim“ punkten konnte. Da war plötzlich Broadway-Atmosphäre vorhanden, da steigerte sich das Tempo der „Show“ – auch wenn man sich eher in eine Texas-Revue als nach Paris versetzt fühlte. Von den übrigen Protagonisten muss man Thomas Allen als fabelhafter Baron Mirko Zeta ebenso erwähnen wie Carson Elrod als vergleichsweiser junger und zugleich „verklemmter“ Njegus.
In die Geschichte der Met wird diese Lehar-Operetten-Produktion dennoch kaum eingehen.
Peter Dusek