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NEUCHÂTEL/ Théâtre du Passage: TOSCA. Premiere

02.03.2014 | KRITIKEN, Oper

Tosca, Premiere am 1. März 2014 in Neuchâtel, Théâtre du Passage

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Foto: Aus dem Facebook José Mongelós

 Das Théâtre du Passage in Neuchâtel widmet sich einmal in jeder Saison der Oper. In dem ansonsten buntgemischtem Spielplan dominieren Schauspiel, Komödien, Soloauftritte von Chansoniers und vielerlei lebendiges und junges Theater. Deshalb ist die einzige Oper immer wieder ein kleines Grossereignis. Die Aufführungen sind ausverkauft, das Publikum nicht nur aus der Region vertreten, die angesetzte Oper aufwendig produziert und man hält sich oftmals an die originalgetreue Vorlage. Die Engelsburg, das rote üppige Kleid der Tosca, die Kerzenleuchter links und rechts auf dem Arbeits- und Esstisch des Polizeikommandanten Scarpia, sind nur einige der Klischees, welche das Bühnenbild zieren. Auch die Regie von Robert Bouvier ist nicht experimentierfreudig und führt die Sänger ganz nah am Libretto durch den Abend,  mit viel Theatergespür und routiniert eingespielter Gestik.

 Vorgesehen für den Cavaradossi war Ramon Vargas, der aber aus gesundheitlichen Gründen zwei der gesamthaft drei Aufführungen absagen musste. Anstelle nur einer Aufführung durfte nun der gross gewachsene und gut aussehende Orlando Niz alle Aufführungen singen. Er war ein Glücksfall, denn mit seinem gutturalen Klang, der mühelosen Höhe, der Kraft in der Stimme (Vittoria), mit tragendem Piano und mit empfindsamer und berührender Phrasierung, glänzend auch bei E luce van le stelle, gefiel er sehr.

 Mit wunderbar aufblühenden herrlichen Kantilenen, Jungmädchenhaftigkeit und dezenter Eifersucht präsentierte sich eine hochmotivierte Joanna Parisi. Wunderschön und intim fliessend wie ein Selbstgeständnis war ihre preghiera Vissi d’arte, vissi d’amore.

 Rubén Amoretti als Scarpia verfügte über eine doch schon recht rabenschwarze Stimme und schaffte es hervorragend, den brutalen, selbstgefälligen Zynismus und Sadismus zu transportieren. Jérémie Brocard als Sagrestano und Carceriere, José Mongelós als Spoleta, Guillaume Castella als Sciarrone, Manon Vautravers als Hirt mit wunderbar reinem Knabensopran, der Bassist Tiago Cordas als flüchtigen Angelotti, runden den positiven Gesamteindruck der Besetzung ab.

 Am Pult des Orchesters stand Facundo Agudin der mit reisserisch-veristische Expressivität durch den Abend führte und ein Orchestre Musique des Lumières zur Seite hatte das mit wunderschön abgestimmten Klangfarben aufwarten konnte.

 Es bleibt nur zu hoffen, dass sich das Thèâtre du Passage in Neuchâtel weiterhin traditionell dafür  entscheiden wird die Oper in den zukünftigen Spielplänen zu berücksichtigen.

Marcel Paolino

 

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