Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

MÜNCHEN/ Prinzregententheater: DIE DOLLARPRINZESSIN – konzertant

26.11.2012 | KRITIKEN, Oper

MÜNCHEN, Münchner Rundfunkorchester, Leo Fall, „DIE DOLLARPRINZESSIN“, (konzertant), 25.11.2012,

Ulf Schirmer, der Leiter des Münchner Rundfunkorchesters, hatte sich nun (nach einigen Jahren der Lehár-Pflege) im 2. Sonntagskonzert dem zu Unrecht fast vergessenen Komponisten Leo Fall zugewandt. Ob dabei gerade die „Dollarprinzessin“ die richtige Wahl war, um auf Fall wieder aufmerksam zu machen, sei dahingestellt. Denn dieser Meister der feinen Instrumentation, dessen Werke in ihrer Eleganz und Melodienseligkeit an Strauß Sohn erinnern, hat u.a. mit dem „lieben Augustin“, der „Rose von Stambul“ oder der „Pompadour“ weitaus eingängigere Werke geschrieben. Die „Dollarprinzessin“ mag zwar vom Titel her in Zeiten der Wirtschaftskrise passend erscheinen, offenbart aber gerade in den eher faden Dialogen Schwächen. Dass hier amerikanische Millionenerbinnen sich ihre europäischen Ehemänner nach Belieben kaufen oder „verkaufen“, mag zur Entstehungszeit 1906/07 noch aufregend gewesen sein, heutzutage lässt derlei auch den betagten Operettenliebhaber nur milde lächeln.

Die musikalische Umsetzung gelang wie immer bei Schirmer hervorragend. Mit sichtlichem Behagen dirigierte er das Münchner Rundfunkorchester, wiegte sich in Walzerpassagen und animierte Orchester und den Chor der Musikalischen Komödie Leipzig zu beschwingtem Musizieren. Denn im Gegensatz zu Sujet und Dialogen ist Falls Musik eine Schatzkiste voll funkelnder Perlen, die an diesem Abend erfolgreich gehoben wurden – und man sah so manchen Fuß und Kopf sich lustvoll im Takt bewegen. Bei den Solisten waren nicht alle in der Lage, auch in Frack und Abendkleid ein wenig zu spielen. Ganz natürlich in die Rolle schlüpfte Christiane Libor (Alice), die mit herrlichem, weit ausgreifendem Sopran an die Zeiten großer Operettendiven anknüpfte, nicht ganz so spielbegabt, aber mit dramatischem, höhensicherem Tenor Ferdinand von Bothmer (Fredy Wehrburg), sehr überzeugend in Stimme und Ausstrahlung Thomas Mohr (John Couder), präsent und ansehnlich die erfahrene Angela Mehling als Chansonette Olga Labinska. Wenig amüsant und viel zu opernhaft dagegen Magdalena Hinterdobler (Daisy) und Ralf Simon (Hans), beiden fehlt im Gesang und vor allem in der Wortdeutlichkeit die gewisse Leichtigkeit, die für ein Buffopaar in der Operette nun einmal vonnöten ist. Bleiben noch Tobias Haaks (Dick) und Marko Cilic (Tom), beide jungen Tenöre sangen brav.

Es wäre wünschenswert, wenn sich Schirmer und der Bayerische Rundfunk in den nächsten Spielzeiten die etwas ergiebigeren Werke von Leo Fall in konzertanten Aufführungen vornähmen. Verdient hätte es dieser geniale Komponist. Ein Anfang ist ja schon gemacht mit dem Konzert am 8. Mai 2013, das ganz den Melodien aus verschiedenen Fall-Operetten gewidmet ist.

 Jakobine Kempkens

 

 

Diese Seite drucken