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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: TANNHÄUSER

27.09.2012 | KRITIKEN, Oper

MÜNCHEN, Bayerische Staatsoper, Richard Wagner, „TANNHÄUSER“, 26.9.2012

Vor 20 Jahren hatte diese Inszenierung von David Alden in den Opernfestspielen von 1994 Premiere. Heftig beschimpft wurde damals das Alden’sche Regiekonzept, sogar einige Premierensänger taten ihren Unmut via Medien kund. Und heute? Vermerkt der Programmzettel „nach einer Inszenierung von David Alden“ – nun ja. Es regt niemanden mehr auf, dass Tannhäuser einen Koffer trägt, Wolfram zum „Lied an den Abendstern“ eine Tür statt der erwarteten Harfe hereinschleppt. Stattdessen positive Stimmen zum Vorbeizug von Tannhäusers Traumgestalten im 1. Akt, zum kahlen Bild (Roni Toren) mit umgestürzter Säule und zerborstener Mauer. Auch die altarartige Erhöhung und Blumenbekränzung der Elisabeth beim Sängerfest vermag niemanden mehr zu verstören, die Sehgewohnheiten haben sich eben doch verändert. Der Eine oder Andere mag evtl. seufzen, dass man inzwischen noch ganz anderes gesehen und „ertragen“ hat.

In jedem Fall konnte und kann man sich an die musikalische Umsetzung von Wagners Künstlerdrama halten und die war auch an diesem Abend wieder hervorragend: Allen voran das großartige Bayerische Staatsorchester, das unter Kent Nagano die Sänger auf Händen trägt, deren wirklich kongenialer Partner ist. Wagner hat in München seit über 140 Jahren gute Tradition und wie man hört, wird diese erfolgreich weitergegeben.

Die Sänger boten auch durchweg Erfreuliches: Christof Fischesser, kein herrischer, sondern ein sehr lyrischer Landgraf; Robert Dean Smith, anfänglich noch etwas zurückhaltend, steigerte sich mit Leidenschaft und Inbrunst in den Sängerkrieg und sang schließlich in tiefster Verzweiflung, aber mit offenbar unendlichen Reserven eine packende Romerzählung. Für mich etwas gewöhnungsbedürftig war Matthias Goerne als Wolfram, da ich den Eindruck hatte, er hat zwei Stimmen dabei: Eine sehr schlanke, fast tenorale für die Höhe und für die Tiefe schaltete er einen balsamischen Bassbariton ein. Das „Lied an den Abendstern“ gelang allerdings wunderbar.

Waltraud Meier ist immer noch eine optisch beeindruckende Venus. Heftig bejubelt wurde Anne Schwanewilms als Elisabeth, selten wurden die Hallenarie so mühelos und das Gebet so innig gesungen.

Schließlich noch der klangintensive Chor der Bayerischen Staatsoper: Spätestens wenn zuerst leise, dann langsam steigernd der Pilgerchor ertönt und nach einem brausenden forte wieder verklingt, ist der musikalische Wagnerhimmel ganz weit offen.

Viel Applaus auch für die Solisten des Tölzer Knabenchors, die als Hirt bzw. Vier Edelknaben makellosen a-capella-Gesang pflegten.

Zu den Pausen und am Schluss betont heftiger Jubel für Nagano und das Bayerische Staatsorchester.

 Jakobine Kempkens

 

 

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