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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: L’ELISIR D’AMORE

05.05.2013 | KRITIKEN, Oper

MÜNCHEN, Bayerische Staatsoper, Gaetano Donizetti, „L’ELISIR D’AMORE“, 4.5.2013

Er ließ es im Graben gehörig krachen, der Salzburger GMD Leo Hussain, vielleicht zur akustischen Vorbereitung auf das feuerspeiende Gefährt Dulcamaras? Das Bayerische Staatsorchester folgte dem Dirigenten brav, (von ein paar kleineren Wacklern mal abgesehen), lyrische Passagen blieben aber oft auf der Strecke. Ein wenig schade – denn die Protagonisten auf der Bühne ließen gerade auch in musikalischer Differenzierungskunst fast keine Wünsche offen.

Eri Nakamura (seit zwei Jahren Ensemblemitglied) ist eine ideale Adina: Ihr wunderbarer warmer Sopran leuchtet in der Höhe strahlend auf, klingt nie scharf. Sie ist fähig zu zartestem Piano, kann die Töne sanft schweben lassen. Ein Genuss. Im Spiel weiblich, eine moderne junge Frau, ohne Selbstbewusstsein mit Burschikosität zu verwechseln. Ob ihr Tändeln mit Belcore tatsächlich ernst gemeint ist? Wobei man ihr an diesem Abend allerdings eher zu einer Verbindung mit diesem raten würde. Denn Fabio Maria Capitanucci war ganz prächtig bei Stimme, ließ, obwohl lt. Regie (David Bösch) als soldatisches Raubein unterwegs, seinen Bassbariton sehr kultiviert verströmen und zeigte leise Sehnsucht nach bürgerlicher Liebe.

Dimitri Pittas als Nemorino wäre dagegen nicht meine erste Wahl: Sicher, er hat eine kräftige Stimme, die ohne Mühe „durchkommt“. Sein Tenor zeichnet sich jedoch nicht durch besondere Schönheit aus, hohe Töne klingen oft nasal, statt Schmelz setzt er auf Kraft. Doch ist das Belcanto? Auch macht er optisch nicht wirklich eine bella figura, was sicher auch am schlampig-ausgebeulten Outfit (Kostüme Falko Herold) liegt.

Bühnenbeherrschend und ein schauspielerischer Glücksfall ist dagegen Erwin Schrott als Dulcamara: Ein verführerischer Zauberer, ein liebenswerter Schlawiner, der auch höchst glaubwürdig an eine Liaison mit Adina denken lässt.

Der „Liebestrank“ an diesem Samstagabend war als Familienvorstellung angesetzt, mit besonderer Kindereinführung. Die vielen jüngeren Kinder im Publikum hatten viel Spaß an Dulcamaras Scherzen. Doch immer noch ärgerlich finde ich die Auftritte von Belcores Soldatenpack, das blutverschmiert ständig mit Maschinenpistolen herumfuchtelt, dabei wahlweise auf das Bühnenvolk oder das Publikum zielt (Ängstliche Frage eines kleinen Mädchens in meiner Nachbarschaft: „Mama, schießen die?“). Der Sinn dieses Regieeinfalls (oder war es gar ein Regiekonzept?) erschließt sich mir nach wie vor nicht. Wobei im Großen und Ganzen die Inszenierung von David Bösch gelungen und auch recht amüsant ist.

 Jakobine Kempkens

 

 

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