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MÜNCHEN/Opernstudio der Bayerischen Staatsoper: 3. PORTRAITKONZERT

Frauenliebe, Männerliebe und Biblisches

09.02.2019 | Konzert/Liederabende
 

 

 

München: “3. Porträtkonzert” – Opernstudio der Bayerischen Staatsoper, 08.02.2019  – Frauenliebe, Männerliebe und Biblisches


Anna El-Khashem (© Julian Baumann)


Boris Prýgl (© Julian Baumann)

Lieder von Mozart, Schumann, Schostakowitsch und Dvořák standen auf dem Programm des 3 Portraitkonzerts des Opernstudios. Ein vielseitiges und anspruchsvolles Programm hatten sich die Sopranistin Anna El-Khashem und der Bariton Boris Prýgl zusammengestellt.

Gleich in den ersten drei Liedern von Mozart kann Anna El-Khashem die ganze Bandbreite der Ausdruckskraft ihrer Stimme darbieten. Opernhaft dramatisch der Beginn mit „Als Luise die Briefe ihres untreuen Liebhabers verbrannte“, volksliedhaft einfach in „Das Traumbild“ und köstlich verschmitzt – wunderbar das mehrfach wiederholte, kokette „ermattet“ – in „An Chloe“.

Der Liederzyklus „Frauenliebe und-leben“ von Robert Schumann, liegt ihr ebenfalls sehr gut in der Stimme. Die sieben Lieder nach Texten von Adelbert von Chamisso beschreiben das Frauenleben aus einer vor-romantischen Männersicht: von der ersten Begegnung mit dem Geliebten, über Verlobung, Heirat, Schwangerschaft, Mutterschaft bis zum Tod des Ehemannes in einer knappen halben Stunde. Auch hier kann El-Khashem vor allem ihre volle, runde Mittellage zur Geltung bringen. Sie gestaltet mit großer Einfühlsamkeit und expressiver stimmlicher Gestaltungskraft uns macht alle Gefühlslagen nacherlebbar. Auch Artikulation und Phrasierung sind makellos, die Höhen sind nie schrill (es werden allerdings auch keine besonders exponierten Töne gefordert).

Boris Prýgl hat sich für den Beginn sei es Recitals die Fünf Romanzen auf Verse von J. Dolmatowski für Bass und Klavier, opus 98 von Dmitri Schostakowitsch ausgesucht. Diese Lieder beschreiben die Entwicklung einer Beziehung aus der Sicht des Mannes und bieten einem Sänger ebensovielmal Gestaltungsmöglichkeiten, wie der Schumann-Zyklus. Auch Prýgl gelingt es, den emotionalen Gehalt der sehr unterschiedliche Lieder hörbar zu machen: romantisch in „Tag der ersten Begegnung“, freudig und zuversichtlich in „Tag des Bekenntnisses der Liebe“ und in „Tag der Freude“, verletzt und wütend in „Tag der Kränkungen“, resignativ in „Tag der Erinnerungen. Prýgl hat eine kernige Stimme, die sich in der tieferen Lage hörbar am wohlsten fühlt. Die höheren Lagen klingen vor allem im Piano nicht ganz so frei, hier fehlt ein wenig der Schmelz. Die profunde Tiefe kommt auch den biblischen Liedern von Antonín Dvořák zugute. Hier lösen sich choralhaft-getragene Passagen mit apokalyptische-donnernden ab. Das ist zum Beginn der sechs Leider noch eindrucksvoll, auf die Dauer dann aber ermüdend.

Pianist Alessandro Stefanelli ist beiden Sängern ein einfühlsamer Begleiter, der aber an den richtigen Stellen auch die Eigenständigkeit des Klaviers hervorhebt. Vor allem bei Schostakowitsch und Dvořák ist das Klavier nicht nur Begleitung, sondern eigenständige Stimme.

Was singen nun ein Sopran und ein Bass als gemeinsame Zugabe? Richtig, „Là ci darem la mano“ aus Don Giovanni. Hier können beide noch mal zeigen, was sie auch schauspielerisch drauf haben und entlassen das begeisterte Publikum mit einem Schmunzeln auf den Lippen in die kalte Februarnacht.

Susanne Kittel-May

 

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