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MÜNCHEN/ Gärtnerplatztheater: JESUS CHRIST SUPERSTAR. Spielzeitpremiere

20.07.2018 | Operette/Musical

München: “Jesus Christ Superstar” – Gärtnerplatztheater, 19.07.2018

Die letzte Premiere aus der Exilzeit in der Reithalle – Jesus Christ Superstar – feierte am 19. Juli die „Spielzeitpremiere“ im renovierten Haus am Gärtnerplatz. Die Industrie-Optik der Reithalle findet sich im Bühnenbild gespiegelt, auch die Nähe zum Publikum, die oft den Reiz der Aufführungen in der Reithalle ausmachte, wird hergestellt. Die Bühne ist bis über den Orchestergraben nach vorne gezogen, das Orchester sitzt hinter dem bespielbaren Bereich, immer wieder treten Mitwirkende über den Zuschauersaal auf und ab.

Das Musical, oder besser: die Rock-Oper, die Anfang der 70ger-Jahre den Erfolg des blutjungen Andrew Lloyd Webber begründete, wirkt heute so frisch und unverbraucht wie damals. Die Mischung aus verschiedene Musikrichtungen – gefühlvolle Balladen, eingängige Soul-Nummern, monumentale Chor-Passagen, dröhnende Rockmusik – lässt keine Langeweile aufkommen, schon gar nicht, wenn sie so schnell und hart dargeboten wird, wie hier.

Die Inszenierung von Joseph E. Köpplinger zeigt Jesus als einen von Selbstzweifeln geplagten Menschen. Die Apostel sind testosterongetriebene, aggressive junge Männer, die immer wieder übergriffig werden, sowohl untereinander, als auch gegen Maria Magdalena. Diese ist eigentlich die sympathischste Figur in dem Stück: Dionne Wudu verkörpert sie mit großer, facettenreicher Stimme. Die Hauptfigur, Judas Ischariot, wird von John Voos gesungen und gespielt, zwar mit wenig Textverständlichkeit, aber umso größerer Emphase. Da leidet einer verzweifelt an enttäuschter Hoffnung und Liebe. Religiöse Symbole gibt es keine. Jesus stirbt auf einer Leiter, ein starkes Bild.

Armin Kahl als Jesus bewältigt die anspruchsvolle, sehr hoch liegende Partie hervorragend. Mit seinem blauen Jäckchen und der Mütze wirkt er wie ein Guru, dem sein eigener Erfolg und die Bewunderung der jungen Männer, die ihn verehren, manchmal etwas suspekt ist.

Das Abendmahl nach Leonardo -gleich wird Petrus aufstehen und ein Handy-Foto machen                    © Marie-Laure Briane

Die Gegenwelt der Priester wird von Levente Páll als Kaiphas und Juan Carlos Falcón als Annas angeführt. Ersterer mit pechschwarzem Bass, letzterer mit immer wieder ins Falsett genommenem Tenor. Für Komik sorgt Previn Moore als Herodes im Zebramantel, eine wunderbare schräge soulige Nummer.

Herodes im Zebramantel: Previn Moore                  © Christian POGO Zach

Gespielt wurde die Fassung mit großem Orchester plus Rockband, der Dirigent Andreas Partilla sitzt am Keyboard und sorgt für schnellen Drive und harten Sound. Am Anfang ist es etwas zu knallig, da gehen die Stimmen des Chors des Gärtnerplatztheaters im Orchesterklang fast unter. Aber wozu hat man Tontechniker. Die Aussteuerung wurde schnell besser.

Ein unterhaltsamer Abend und eine gelungene Übernahme ins große Haus!

Susanne Kittel-May

 

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