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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: UN BALLO IN MASCHERA

28.07.2016 | Oper

München: Opernfestspiele der Bayerische Staatsoper: „UN BALLO IN MASCHERA“, 27.07.2016:

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Piotr Beczala, Sofia Fomina. Copyright: Wilfried Hösl/ Bayerische Staatsoper

Während der Münchner Opernfestspiele werden neben einem vielfältigen Repertoire auch die Neuproduktionen der zu Ende gehenden Saison gezeigt, darunter Giuseppe Verdis „Un ballo in maschera“ in der Regie von Johannes Erath. Die Inszenierung hatte bei der Premiere im März nicht die volle Zustimmung des Publikums gefunden. Dies lag wohl in erster Linie an dem unklar umgesetzten Regiekonzept. Die Bühne wird von einem großen Kingsize-Bett und einer Wendeltreppe beherrscht. Das Bett und der schwarz-weiße Boden werden an der Decke gespiegelt. Das Geschehen spielt sich also immer in einem Schlafzimmer ab, mal in dem von Riccardo, mal in dem von Amelia und Renato. Was dadurch ausgedrückt werden soll, erschließt sich dem Publikum jedoch nicht unmittelbar, so dass man mit der Produktion den ganzen Abend über nicht recht warm wird, trotz der eleganten Optik (Bühne: Heike Scheele) und der wunderschönen, von den 20er Jahre inspirierten Kostümen (Kostüme: Gesine Völlm). Zum Glück standen sowohl während der Premierenserie als auch jetzt in der Festspielaufführung großartige Sängerschauspieler auf der Bühne, die den Opernbesuch doch wieder zu einem besonderen Erlebnis machten.

Anja Harteros schuf als Amelia mit ihrem beseelten Gesang und ihrer feinen nuancierten Darstellungskunst wieder eine ihrer edlen Bühnenfiguren. Mit ihrem strahlenden, in jeder Lage souveränen, ausdrucksstarken Sopran brachte sie dem Publikum die Gefühlswelt Amelias in anrührender Weise nahe. Piotr Beczala spielte den Riccardo –wie vom Regisseur gewollt- als eleganten, charmanten, etwas naiven und gelangweilten Dandy, dem jede Abwechslung, sei es der Besuch bei der mysteriösen Ulrica, sei es die Affäre mit Amelia, willkommen ist. Musikalisch gelangen ihm an diesem Abend die heldischen Passagen der Partie am besten. Ein wenig vermisste man in dieser Vorstellung den Schmelz und die Weichheit, die seine Stimme sonst auszeichnen. Die Partie der Ulrica ist in dieser Produktion stark aufgewertet. Als hochelegante, geheimnisvolle Frau im engen schwarzen Abendkleid und mit langen blonden Haaren ist sie nicht nur in ihrer großen Szene zu sehen, sondern ist fast die ganze Zeit auf der Bühne präsent. Okka von der Damerau ist mit ihrer großen Bühnenpersönlichkeit und ihrer leuchtenden, glutvollen, stilsicher geführten Stimme für diese Partie prädestiniert. Neu gegenüber der Premierenserie war Franco Vasallo als Renato. Durch sein differenziertes und gefühlvolles Spiel verlieh er seiner Figur eine große Glaubwürdigkeit. Als Zuschauer konnte man jede seiner Aktionen und Emotionen wie die Liebe zu Amelia, die selbstlose Freundschaft zu Riccardo, die maßlose Enttäuschung und Wut über den scheinbaren Treuebruch der beiden und am Ende auch wieder die Reue über den von ihm begangenen Mord genau nachvollziehen, so dass einem die Figur des Renato beinahe sympathischer war als die des Riccardo. Eine großartige schauspielerische Leistung. Auch musikalisch überzeugte Franco Vasallo durch seine hochsouveräne Gestaltung der Partie voll und ganz. Sofia Fomina komplettierte als virtuoser Oscar das hervorragende Solistenensemble.

Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters stand an diesem Abend Daniele Callegari. Nach einem etwas nüchternen Beginn fanden er und die Musiker im Laufe des Abends noch zu einem leidenschaftlichen und schwelgerischen Verdi-Klang. Das Publikum bedankte sich mit begeistertem Applaus für einen musikalisch wie darstellerisch hoch emotionalen Abend.

Gisela Schmöger

 

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