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MONTEPULCIANO: CANTIERE INTERNAZIONALE D’ARTE

01.08.2016 | Oper

MONTEPULCIANO: CANTIERE INTERNAZIONALE D’ARTE vom 15.-31.Juli 2016

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Copyright: Festival CANTIERE INTERNAZIONALE D’ARTE/ Montepulciano

Seit 2 Jahren wird der von Hans Werner Henze gegründete Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano vom deutschen Dirigenten Roland Böer geleitet. Heuer hatte er als Motto dafür „Natur und Technologie“ gewählt.

Den Auftakt bildete die Auftragskomposition Icarus (Musik: David Blake, Libretto und Regie: Keith Warner), die als Thema die Darstellung des Terrorismus in den Medien hatte. Am Pult: Böer selbst.

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Roland Boer. Copyright: Festival CANTIERE INTERNAZIONALE D’ARTE/ Montepulciano

Eine weitere Attraktion stellte die Aufführung von Henry Purcells Erfolgsoper „Dido and Aeneas“ in der überwältigend schönen Kirche Tempio di San Biagio dar. In szenischer Hinsicht wurde vielleicht etwas zuviel symbolischer Gebrauch von weißen Tüchern gemacht (wie es auf deutschen Bühnen in den Achtzigerjahren sehr in Mode war), und auch die Verknüpfung der Handlung mit der Flüchtlingsproblematik, nur weil Aeneas halt auch mit dem Schiff im Mittelmeer unterwegs war, schien ein wenig weit hergeholt.

Musikalisch hingegen konnte man sich am Dirigat Mauro Marchettis (an der Spitze des Modus Ensemble) und den Darbietungen der jungen Sänger/innen (Sabrina Cortese, Ronja Weyhenmeyer, Giulia Manzini, Antonio Orsini, Stefano Guadagnini etc.) durchaus sehr erfreuen.

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Copyright: Festival CANTIERE INTERNAZIONALE D’ARTE/ Montepulciano

Der von Azzurra Di Meco koordinierte Tanzbereich bot einen einen Marathonabend mit nicht weniger als drei äußerst interessanten Choreographien auf: L’Usignolo dell’Imperatore von Hans Werner Henze, Ballet Mécanique von Georges Antheil und Terra blu (mit Musik verschiedenster Komponisten, darunter Mahlers Adagietto).

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Copyright: Festival CANTIERE INTERNAZIONALE D’ARTE/ Montepulciano

Der absolute Höhepunkt der diesjährigen Ausgabe war aber unbestritten die Neuinszenierung von Hans Werner Henzes 1980 extra für Montepulciano geschriebenem „Pollicino“. Die meistaufgeführte Kinderoper der Welt ist so etwas wie das Emblem des Cantiere und das weiterlebende Symbol für die Intentionen seines Gründers.

Und die Regisseuse Marina Bianchi schaffte es in den schönen Bühnenbildern und Kostümen von Leila Fteita, den Geist dieser Pioniertat für unsere heutige Zeit neu zu beleben – und das mit einigen mittlerweile erwachsen geworden Kindern von damals als stumme Zeugen auf der Bühne.

Berührend.

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Copyright: Festival CANTIERE INTERNAZIONALE D’ARTE/ Montepulciano

Reichhaltig wie immer das Konzertprogramm mit raren Kompositionen von Elgar Howarth, Helge Sveen, Hoagy Carmichael, Christopher Charles Hazell, Ray Erskine Parker jr., Vinceslao Fumi, Leroy Anderson, Roberto Nannetti, Egberto Gismonti u.v.a.m…

Durch den Fast-Konkurs seines Hauptsponsors, des Monte Paschi di Siena (der ältesten Bank der Welt), ist auch der Cantiere in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Man kann ihm nur wünschen, dass er diese überwinden und weiterhin blühen und gedeihen möge…

 Robert Quitta, Montepulciano

 

 

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