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MEININGEN: DAS LIEBESVERBOT von Richard Wagner

15.05.2012 | KRITIKEN, Oper

Meiningen: Das Liebesverbot 13.5.2012

 In Meiningen läuft derzeit eine der wenigen Inszenierungen von opus 2 Das Liebesverbot von Wagner, das auch bis ins Wagnerjahr ’13 weitergespielt werden soll. Mit der solide aufspielenden, ihren Wagner pflegenden Meininger Hofkapelle unter der Leitung von Philippe Bach wird auch hier (wie  bei der konzertanten Aufführung in Frankfurt) ein musikalisches Feuerwerk abgebrannt. Dabei prägen sich das ein oder andere Thema des jungen Wagner nachhaltig ein.

Regisseur und Intendant Ansgar Haag bringt im superb renovierten Meininger Hoftheater eine Inszenierung auf die gleichfalls sanierte Bühne, die sich in ihrer Geschwindigkeit mit der musikalischen Verve durchaus zu messen weiß. Sie wird von einem verkleinerten Teil-Colosseum für Palermo bestimmt (Bühnenbild Helge Ullmann),das sich auf der Drehbühne befindet und sich für die jeweiligen szenischen Zwecke in immer andere Positionen verschieben läßt. In den Bogenerkern desselben läßt sich vortrefflich unbeobachtet beobachten, und im Innern kann Gerichtsverhandlung, Volksversammlung und Karneval stattfinden. Am Palast- Amtssitz in der Mitte  sitzt  bei Abwesenheit Friedrichs Bettine Kampp als Isabella, heckt iher Rachepläne aus und schreibt die entsprechenden Briefe in wuchtiger Schlüsselszene. Am  Ende ist bei Haag im Gegensatz zu Wagner doch noch ein Aufstand. Friedrich wird erdolcht, und die vorgesehenen Paare kommen damit nicht zustande: Die Melrichstädter Big Band bekommt die Funktion eines Schluß-Trauermarsches. Dazu werden Kostüme (Damen eher gestrig, Männer heutig) von Renate Schmitzer entworfen.

 Chor und Extrachor singen schmissig und farbeinreich (E.: Sierd Quarre). Stan Meus gibt den Pontio Pilato mit der nötigen Einfühlung. Der Danieli wird von Ernst Garstenauer schlagkräftig und stimmschön gezeichnet. Sonja Frreitag, hier als Prostituierte, lässt gewisse Laszivität nicht vermissen, singt einen angenehmen Sopran und tut sich endlich mit dem Polizeichef Brighella zusammen, was im Programmheft mit der Liaison von Göring mit der Schauspielerein Emmi Sonnemann verglichen wird. Dieser wird von Roland Hartmann mit festem Baßbariton nicht unironisch angelegt. Die andere Novizin Mariana läßt als Camila Ribeiro-Souza ihr dunkel timbriertes Stimmmaterial aufleuchten. Der seiner Verurteilung entgegensehende Claudio wird hier tenoral sehr massiv-eindrückich von Rodrigo Porras Garulo gegeben. Der Friedrich von Dae-Hee Shin ist schönstimmig ain angemessener Bariton. Luzio Xu Chang bringt tenorale Stimmpotenz mit und setzt sich auch markant in Szene. Die ihn letztlich liebende Isabella wird schwanenartig von Bettine Kampp gezeichnet. So rein und zuerst unnahbar als Novize, so klug ist sie: Wagners 1. große Frauengestalt. Mit schön und warm fließendem, nie brachialem Sopran singt sie diesen Part auch bis zur Verausgabung  und rechtfertigt völlig ihre Isolde- Besetzung für 2013!                                   

Friedeon Rosén

 

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