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MARTINE FRANCA: MEDEA IN CORINTO von Simone Mayr/ DON CHECCO /Nicola de Giosa

01.08.2015 | Allgemein, Oper

Martina Franca Festival: Medea in Corinto/Mayr  30.7.2015  Premiere

 Simone Mayr , ein Deutschitaliener, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Italien/Bergamo, wo er als Komponist wirkte und auch Lehrer des jungen Donizetti war. Er gilt als wichtiges Bindeglied in der italienischen Oper zwischen Cimarosa und Rossini und hat in seiner „Medea“, die er fuer Neapel schrieb, die neuartige Orchesterbehandlung der 1.Wiener Schule (Wr.Klassik) eingebracht. In der Tat laesst ‚Medea in Corinto‘, 1813 in S.Carlo Napoli uraufgefuehrt, schon viel orchestrale Romantik durchhoeren, so in der virtuosen Streicherbehandlung, sodann im 2.Akt ein ‚Zwiegesang‘ zwischen Creusa und einer auf der Buehne plazierten Harfe und spaeter der von romantischen Hornrufen eskortierte Jason. Die Oper hatte mit Isabella Colbran, der spaeteren Frau Rossinis, und Giuditta Pasta jeweils in der Titelrolle grossen Erfolg, der danach abflachte, und an den erst seit 1977 mit Leyla Gencer, auch in Italien, angeknuepft werden konnte. Die jetzige Auffuehrung in Martina Franca wurde zum grossen Erfolg mit dem Orchestra Internazionale Italia, das unter der inspirierenden Leidung von Fabio Luisi, dem musikal.Direktor des Festivals, das Werk ganz exzellent aufspielte. Die Regie Benedetto Silvas setzte grosse, fast archaische Typen in Szene, die aber gar nicht grausam wie Medea agierten. Die Choere, auch wunderbar praesent gesungen von der Staatsphilharmonie Transsilvanien, vermischten sich oft klumpenweise mit Tanz- und Bewegungsgruppen, sensitiv choreografiert von Riccardo Olivier. Eine leicht abschuessige Spielflaeche, die auch mal zu einer Blumenwiese mutierte, war quer durch einen Graben geteilt, in den Personen immer wieder sanft hinabgestossen wurden. (Buhne: Maria Paola Di Francesco). Waehrend Medea in eine ganz schuppenhafte Robe gekleidet war, erschien Creusa in einem praechtigem Kleid mit aufgeknoepftem Mieder. Bei den Maennern stach diesbezuegl. Egeo hervor, der ein langes Kleid mit Oberteil trug, das ihm aber nicht richtig passte/ Kost. Tommaso Lagattolla.- Den Creonte gab Roberto Lorenzi mit tragendem Bass. Der ebenfalls in Creusa verliebte veliebte Egeo Enea Scala agierte mit profiliertem Tenor. Den Giasone sang Michael Spyres mit lyrischem Spintotenor und in der Hoehe mit fast prickelndem Timbre. Mihaela Marcu liess als Creusa ihren Sopran in der Hoehe schoen aufbluehen. Davinia Rodriguez konnte in der Titelrolle eine echte Duftmarke setzen. Ihre Stimme hat aber eher Mezzoqualitaeten und manchmal auch fast sproedes Timbre, das sie aber gekonnt einbringt. Die Hoehe wirkt natuerlich bis strahlend.

 Don Checco/Nicola De Giosa 31.7.2015

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Checco: Carolina Lippo und Liebhaber/Chor. Foto: Festival Martina Franca

 Das ist eine echte napolitanische Buffooper und wird gemeinhin als eine der letzten bezeichnet, da sie in der Spaetphase dieses Genres 1850 im Teatro Nuovo Neapel uraufgefuehrt wurde. In 2 Akten geht es in einer Landosteria um den Wirt-  und seine Tochter, die den hier als Kellner taetigen Carletto liebt, reziprok. Der Vater wirft ihn aber wie die anderen Kneipenbesucher, die Fiorina den Hof machen, hinaus. Den nun auftauchenden Don Checco, ein verarmter Lebemann, der wegen eines nicht zurueckgezahlten Kredits vom Landgrafen verfolgt wird, haelt der bornierte Kneipenwirt fuer den Grafen selber, da dieser beliebt, in Verkleidung sich unters Volk zu mischen. Der Wirt hoffiert D.Checco mit einem ausgepichten Essen. Als spaeter aber dessen „Grafentum“ in sich zusammenfaellt, tritt der wahre Graf Ridolfi auf, der sich, als Maler verkleidet, die ganze Zeit in der Osteria aufgehalten hatte. Er laesst Checco von seinen Schulden freisprechen und segnet die Heirat des Liebespaares ab und unterstuetzt sie mit einer ansehnlichen Geldsumme. Die haeufigen gesprochenen Rezitative werden von D.Checco in neapoletanischem Dialekt vorgetragen, und auch seine Arien erscheinen, wie es wohl ueblich war, ganz dialektgespickt. Nicola De Giosa gelingt es, ein Furioso an eingaenglich sangbaren Melodien in Arien Duetten und manchmal fast operettenhaften Couplets abzufeuern. Dabei steht ihm auch eine prickelnde Rhythmik und eine fuer damals in die Zukunft weisende Harmonik zu Verfuegung, die an Rossini und Verdi geschult ist. Das wieder exzellent geprobte Orchester diesmal unter dem virtuos dirigierenden Matteo Beltrami, versprueht dabei beste Laune. Ganz launig geht auch die Regie vor und setzt manchmal deftige Akzente (Lorenzo Amato). Auch die Kostueme koennen z.T.witzig mithalten.Die Osteria wirkt eher wie ein Pavillon. Auch hier steht der Graf am Ende im langem edlen Rock da in Kontrast zu Checcos abgehalftertem Outfit. Die Solisten sind hier Paolo Cauteruccio als Succhiello (‚Blutsauger‘) mit extrapointiertem Bariton, Rocco Cavaluzzi als Maler Roberto mit sonorem Bass, Domenico Colaianni mit klanglich toll verarbeitetem Bassbuffo, und Carmine Monaco als Wirt mit an Don Bartolo geschultem Bariton-Buffo. Francesco Castoro/Tenor und Carolina Lippo/Sopran geben auch im Duett ein reizendes bis komisches Liebespaar ab und haben dabei klanglich exquisite koloraturfaehige Stimmen aufzubieten.

Friedeon Rosén

 

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