MARTINA FRANCA/ Festival della Valle d’Itria: LA GROTTA DI TROFONIO und DON QUISCIOTTE DE LA MANCHA von GIOVANNI PAISIELLO
am 28. und 30.7.2016
Am 5.Juni hat sich zum 200. Mal der Todestag von Giovanni Paisiello gejährt. Sehr viel hat man sich in seiner Heimat Italien zu diesem Jubiläum nicht einfallen lassen.
Das Teatro San Carlo in Neapel brachte immerhin seine Zenobbia in Palmyra auf die Bühne (allerdings auf die kleine des Teatro di Corte). Und es zeigt in seinen Museumsräumlichkeiten (noch bis Ende Oktober) eine äußerst informative Ausstellung über den einst europaweit gefeiertsten Komponisten seiner Zeit (und es gibt auch einen sehr schönen Katalog dazu).
Am ausführlichsten ehrte das kleine Festival della Valle d’Itria im südapulischen Martina Franca den Sohn seiner Nachbarstadt Taranto (wo gerade sein Geburtshaus dramatisch verfällt).
Es brachte nämlich heuer nämlich gleich zwei Werke Paisiellos zur Aufführung.
Copyright: Festival della Valle d’Itria / Martina Franca
Den Auftakt bildete „La Grotta di Trofonio„, ein durchaus interessanter Stof f(den auch Antonio Salieri vertont hat): zwei junge Liebespaare verirren sich in die Höhle des Magiers Trofonio und werden dort (wie im Wald des Sommernachtstraum durch Puck oder später in Cosi fan tutte von Don Alfonso) charakterlich und affektiv ordentlich verändert und durcheinandergewirbelt.
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Und Regisseur Alfonso Antoniozzi hatte die durchaus interessante Idee, die Handlung im Zeitalter der Grand Tour anzusiedeln, als europäische Adelige Italien auf der Suche nach Altertümern und erotischen Abenteuern durchreisten.
Trotz dieser günstigen Ausgangslage sprang an diesem Abend der Funke aber irgendwie nicht über. Die Musik klang (wahrscheinlich aufgrund des langweiligen Dirigats von Giuseppe Grazioli) fürchterlich eintönig, die Kostüme wirkten erschreckend altmodisch, und die Sänger/innen sangen meistens frontal ins Publikum. Leider eine verpasste Chance.
Da gestaltete sich das zweite Paisiello-Projekt, eine kammermusikalische Reduktion seines „Don Quisciotte de la Mancha“ schon viel spannender.
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Zum ersten war der gewählte Spielort, der Innenhof einer lokaltypischen „Masseria“(einem befestigten Bauernhof) bei Matera bezaubernd. Außerdem schien auch das Werk selbst weitaus witziger, spritziger und origineller zu sein als die „Grotta“. Es gibt zum Beispiel eine lange Arie über den „tergo nudo“(den nackten Arsch) – meines Wissens nach ein Unikat in der gesamten Opernliteratur. Auch Davide Garattinis Regie, die im ersten Akt noch durch übertriebene Zeitgeistigkeiten (wie Handys, Irrenhaus, Rollstuhl etc.) etwas ärgerlich aufgefallen war, überzeugte dann doch im zweiten Teil – nicht zuletzt durch die fantastischen, geistreich „zusammengebastelten“ Kostüme von Giada Masi. Und natürlich aufgrund der aus der festivaleigenen „Accademia Celletti“ hervorgegangenen äußerst talentierten sowie spiel- und einsatzfreudigen jungen Sängerinnen und Sänger (David Ferri Durà, Salvatore Grigol, Shiri Hershkovitz, Alessandra Della Croce, Nico Franchini, Iosu Yeregui, Rosa García Domínguez, Alessandra Torrani und Cristina Fanelli)
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Eine vergnügliche und erfrischende Petitesse.
Robert Quitta, Martina Franca