Rachael Jane Birthisel, Foto Festival valle ditria!
Festival della Valle d’Itria, Martina Franca: Il trionfo dell’onore/A. Scarlatti 28.7.2018
Die Opera buffa ‚Il trionfo dell’onore‘ (Triumph der Ehre) wird beim Festival della Valle d’Itria nicht im gewohnten Palazzo ducale Martina Franca gespielt, sondern in der etwas außerhalb gelegenen Masseria Palesi, einer Art kleineren Fortezza, von wo aus früher die umherstreifenden Briganten wo nötig beschossen wurden. Trotz dieser ehemals martialischen Funktion gibt sich diese kleine Fortezza heute den Anschein eines ländlichen Palazzos mit großem Innenhof, der sich bei Einbruch der Dunkelheit zu dieser selten gespielten Alessandro Scarlatti Oper wohl gefüllt hat. Die in ihrer Entstehungszeit erfolgreich gespielte Buffa hat zum Helden eine Art Don Giovanni, der sich in Pisa herumtreibt und in einer Locanda-Bar „da Cornelia“ die Herzen einiger Frauen bricht, sich aber nach einem Duell mit dem Bruder seiner Ex, der er das Heiratsversprechen gegeben hatte, das er aber mit einem neuen Liebesabenteuer mit einer Doralice gebrochen hatte, reumütig zeigt. Am Ende kehrt er, im Duell leicht verletzt, reumütig zu seiner Verlobten zurück, stellt deren Ehre wieder her und macht somit nicht das Ende des Don Giovanni.
Diesen Stoff hat der ältere Scarlatti in eine Musik vom feinsten mit allen Opera buffa Incredentien gesetzt. Zu den erwähnten Hauptpersonen Riccardo Albenori und Leonara Dorini kommen noch weitere Personen, alle mit schönsten Arien bedacht, die die Handlung in ihren Winkelzügen auskosten. Es spielt ein kleines Barockensemble sehr inspiriert von Maestro und gleichzeitig Cembalisten Giorgio d’Alonzo.
Die Besitzerin der Bar „da Cornelia“ ist ein dicklicher Tenor en travestie, die mit dem Onkel von Riccardo Abenori verlobt ist. Neben der Bar ist als Spielort noch eine Bahnstation angedeutet, die obere Terrasse dient den Kellnerinnen als Rückzugsort für ihre Tänze. Der ‚dissoluto‘ Riccardo ist gleichzeitig ein verfolgter Gegner der österreichischen Herrschaft in Oberitalien und wird in einer Verfolgungsjagd der Polizei im Zuschauerraum gejagt. Regie: Giacomo Ferraù. (Bb: Stefano Zullo, die köstlichen Buffokostüme von Sara Marcucci)
Den Rodimarte, ein Freund Riccardos aber nicht dessen Untergebener wie Leporello, singt Patrizio La Placa mit brillantem Baß, die Rosina, Hausangestellte von Flaminio, Suzana Nadejde mit leicht kapriziösem Alt. Nico Franchini ist der Tenorbuffo, der sehr brillant die Frauenrolle der Cornelia scandiert. Ebenfalls fein tenoral ist der Flaminio als weißuniformierter Seeoffizier unterwegs. Mit ganz lieblicher Tongebung kann Federica Livi ihren Sopran als 2.Liebhaberin einsetzen. Als Erminio in der damaligen Kastratenrolle kann sich Raffaele Pe mit manchmal scneidigem, klar präzisem und ausdruckstarkem Countertenor einbringen. Die Leonora Dorini, junge „Virtuosin, in Riccardo verliebt“, singt Erica Cortese mit ausdrucksvoll fließendem larmoyantem Alt. Ihr 1. Liebhaber Riccardo ist in der Hosenrolle (schwarze Ledermontur) Rachael Jane Birthisel mit angenehm timbriertem und prononcierten Sopran.
Friedeon Rosèn