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MANNHEIM/Schauspielhaus: AMPHITRYON von Heinrich von Kleist

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Reinhard Mahlberg, Michael von Au;  (c) Christian Kleiner

Mannheim:  AMPHITRYON von Heinrich von Kleist –  3.2.2018

Im Schauspielhaus wird ‚Amphitryon‘ von H.v.Kleist seit 10/16 in einer Inszenierung von Elmar Goerden gespielt. Kleists Dichtung entstammt dem Lustspiel Molieres, dessen Komödien Kleist übersetzte. Amphitryon behandelt die Episode aus dem thebanisch-athenischen Krieg, in dessen Verlauf Jupiter in Gestalt Amphitryons den thebanischen Heerführer betrügt, indem er seine Frau Alkmene liebt und schwängert. Dabei spielt auch auch die Dienerepisode eine Rolle, bei der Merkur  als Jupiters Begleiter in der Gestalt des Sosias dem ursprünglichem Sosias die Schlüssel des Hauses abnimmt. Diese Dienerkonfrontation kommt bei Kleist/Goerden sehr witzig herüber, während  die wechselseitigen Konfrontationen mit Alkmene natürlich das Gegenteil von Witz darstellen, aber von Kleist nichtsdestotrotz mit einiger Ironie behandelt werden.  Das Wagenrad, das Amphitryon von einem Gegner erbeutet  hat, wird hier zu einem ansehnlichen Fahrrad für Alkmene, nur stellt sich bei demjenigen von Jupiter heraus, daß ein J  statt ein A eingraviert ist. E. Goerden läßt das Stück in  einer großflächigen Wohnküche abspielen, die vorne in den Zuschauerraum hereinragt (S.Merlo, U.Stengl). Alkmene trägt ein blaurotes Träger-Hauskleidchen, die Amphotryons gehen beide in braunen 70er-Jahre- Schlaghosen und Tweedjacken, die Diener in schwarzen Anzüge wie Sicherheitsleute, bei Vokuhilafrisuren, Charis, Frau des Sosias, trägt goßen blauen Rock, schwarzes T-shirt (Lydia Kirchleitner). Bemerkenswert im Spiel, wie Jupiter Alkmene „umdreht“, die plötzlich ihren Gatten wie schlafwandlerisch verleugnet. Zum Schluß richtet sich Amphlitryon an die Thebaner, also ins Publikum, indem er den großen Kühlschrank als Rednerpult benützt.

Anke Schubert ist Charis, die sich auch in öfteren Clinch mit ihrem Mann steht und als Hausfrau sich Gehör zu verschaffen weiß. Sosias wird von Reinhard Mahlberg mit gekonnter Rezitation und Prononcierung gegeben. Sosias/Merkur ist Jacques Malan mit ganz hintergründiger Ironisierung, dabei meist bitterernstem Gesichtsausdruck. Julius Forster gibt den Jupiter in Amphtryonsgestalt, ist etwas kleiner, aber sehr distinguiert in Gebaren und Bewegung. Seine sprachliche Attitüde wirkt dagegen öfters zu affektiert und bis zur Unverständlichkeit manieriert. Viel schlaksiger und hochgewachsen sein Gegenspieler in Gestalt des Michael von Au. Seine Rage und Eifersucht ist natürlich nachvollziehbar, wenn er in hektische Aktivitäten verfällt. Als seine Frau ihn verleugnet, ritzt er sich die Brust, so dass Blut fließt. Die  Alkmene der Anne-Marie Lux spielt das liebe, aber nicht dumme Hausweib und hat dabei immer die passenden Sprüche auf Lager. Auf ihrem  Herrenrad radelt sie vehement. Auch ihre Prononcierung lässt keine Wünsche offen.

Friedeon Rosén