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MANNHEIM: STRAUSS-RECITAL

Mannheim: STRAUSS-RECITAL –  11.4.2014

 Zum Richard Strauss-Jubiläum wurde am Nationaltheater ein Liederabend in der für solche Zwecke bereitgestellten Montagehalle des Werkhauses gegeben, ein imposanter Ort mit dem Flair des manuell zu Schaffenden. Der Abend mit 3 SängerInnen und 2 PianistInnen des Ensembles sollte das Liedschaffen von Strauss‘  Komponistenleben, also über 60 Jahre, repräsentieren, wurde aber nicht in zeitlich aufeinander folgende Perioden, sondern in thematische Komplexe untergliedert: Natur, Lob des Leidens, Heiteres, „Rückblick“, sowie ‚Träumen – Bangen – Leben‘. Dazu kam noch ein Komplex Ophelia-Lieder, in dem 3 Gesänge aus op.67 1-3 nach Shakespeare erklangen. Sie wurden fast balladesk von dem anmutig timbrierten Sopran Estell Krugers vorgetragen, sensitiv am Flügel assistiert von Robin Phillips. Die Konzeption dieses ungewöhnlichen Abends stammte von der Öffentlichkeits- und Marketing-Dramaturgin des Nationaltheaters, Dorothea Krimm, die auch zwischen den einzelnen Themenkomplexen instruktive, teils mit nahezu köstlich-sarkastischen Anekdoten garnierte Kurzeinführungen gab.

 An den Opuszahlen war abzulesen, dass die frühesten Lieder alle dem ‚Lob des Leidens‘ zugeeordnet waren, und zwar aus den op.15 mit „Madrigal“ von Sophie Hasenclever nach Michelangelo und 4 Liedern auf Gedichte von Adolf von Schack, einem heute eher unbekannten Dichter, den Strauss wie auch andere danach kurz en vogue stehende Lyriker wie Birnbaum, F. Dahn und H.v. Gilm, vertonte. Die allerfrüheste Vertonung stammt von Letztgenanntem und ist das bekannte „Allerseelen“ op.10,8, das hier dem ‚Rückblick‘ zugeordnet war.

Dagegen stammte die späteste Vertonung eines Gedichtes „Amor“ op.68,5 von Clemens Brentano, vor dem zeitlich nur der Ophelia-Zyklus steht.

Allerdings kamen die berühmten ‚4 Letzten Lieder‘ an diesem Abend nicht zum Zug.

Beim Natur-Komplex blieb die ‚Wasserrose‘ op. 22,4 besonders im Gedächtnis, bei ‚Mancherlei Heiteres‘ „Einerlei“ (A.v. Arnim), stupend vorgetragen von Cornelia Ptassek, sowie Wiegenliedchen op.49,3 nach Richard Dehmel, und das Junghexenlied op 39,2 prägnant und spöttisch interpretiert von Estelle Kruger.

 Der Komplex ‚Rückblick‘ war ganz dem Vortrag des serbischen  Baritons Nicola Diskic vorbehalten. Mit 2 Liedern, dem schon erwähnten Wiegenlied und ‚Befreit‘ op.39 zeigte er, dass Strauss auch mit bekannten Dichtern kongenial verfahren konnte. Mit ‚Malven‘ von Betty Wehrli-Knobel kam noch eine ganz späte Vertonung von 1948 zu Gehör.

Diskic zeigte mit seinem Gespür für klugen Aufbau  und dunkel-edlem Timbre seines hochkarätigen Baritons, wie späte Strauss-Gesänge gestaltet werden müssen und wurde dabei von Friederike Sieber am Klavier optimal unterstützt.

 Der letzte Block Träumen -Bangen -Leben gehörte in Gänze Cornelia Ptassek und Robin Phillips am Flügel. Ob ‚Morgen!‘ (J.H. Mackay) , Freundliche Vision (O.J. Bierbaum), Verführung (Mackay) oder zum Schluß ‚Cäcilie‘ (Heinr. Hart), -Ptassek war bei jedem dieser Kleinode in ihrem Element und machte, besonders bei der über 5minütigen ‚Verführung‘, quasi völlig der Realität enthoben, intim-verzückte kleine Opernszenen daraus. Mannheims ‚Primadonna‘ reussierte mit einer Lehrstunde für Belcanto at its best.

Friedeon Rosén

 

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