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MANNHEIM/ Rosengarten: MISCHA+SASCHA+LILY MAISKY – MOSKAUER VIRTUOSEN

Eine kammermusikalische Sternstunde

17.03.2018 | Konzert/Liederabende

Mannheim / Rosengarten: „MISCHA+SASCHA+LILY MAISKY –

MOSKAUER VIRTUOSEN“ – 16.03.2018

Eine kammermusikalische Sternstunde!

Anlässlich seines 70. Geburtstags gastierte der Meistercellist Mischa Maisky bei Pro Arte im Mozartsaal des Rosengartens, mit von der Partie seine beiden ältesten Kinder Sascha + Lily Maisky das familiäre Künstler-Trio interpretierte das „Tripelkonzert“ von Ludwig van Beethoven.

Graziös, musikantisch liebenswert und anmutig in transparenter Instrumentierung eröffnete das Ensemble Moskauer Virtuosen unter Leitung seines Konzertmeisters Alexey Lundin mit dem „Divertimento F-Dur“ (W. A. Mozart) das Jubiläums-Programm.

Leider wird das „Tripelkonzert“ von Ludwig van Beethoven seltener gespielt und gilt als meist geschmähtes Stiefkind unter den sonstigen Konzerten des Komponisten. Zu weitschweifig, zu wenig charakteristisch, überhaupt uninteressant wurde es zu Unrecht bezeichnet. Weit gefehlt denn in der heute gehörten Interpretation schien das Konzert regelrecht unter Hochspannung gesetzt, zum frischen, kammermusikalisch fein ausgewogenen Allegro, schloss sich das klanglich sehr farbige Largo an. Mit entwaffnendem Charme musizierte das Trio in unglaublich stilistischem Einvernehmen zur temperamentvollen Instrumentation.

Somit weiteten sich die Räume für angeregte Dialoge zwischen Orchester und Solisten wie von selbst. Hier glänzte ganz besonders Mischa Maisky mit hinreißend musizierten Cello-Passagen, sein Spiel lebt entscheidend von der Kunst des Schattierens. Markant füllig wirkte der Geigenton Sascha Maiskys, ideal setzte Lily Maisky pianistische Akzente konstant dagegen und rückhaltlos im Stimmengeflecht der Soli entfalteten sich die Instrumente sowie das hervorragend begleitende orchestrale Virtuosen-Ensemble zum feurigen finalen Rondo alla Pollaca. Herrlich phrasiert, energisch konzipiert und mit Leidenschaft musiziert befreite sich diese Komposition hier einmal gründlich vom philharmonischen Ballast. Das Publikum war begeistert.

Nach der Pause wurden ausschließlich Werke von Peter I. Tschaikowsky präsentiert. Zunächst erklangen Drei Sätze aus „Die Jahreszeiten“ in der Bearbeitung für Cello + Streicher. Ohne Mischa Maisky assistiert schenkten die Moskauer Virtuosen den Episoden … besonders reizvolles transparent-instrumentales Flair. Stürmisch effektvoll erklang April, in melancholischer Färbung Oktober und lebenslustig erquickend der Karneval-Februar.

Delikat, dynamisch in kluger Klangökonomie ließ der Altmeister seines Fachs das „Nocturne d-moll“ (nach dem Klavierstück op. 19 Nr. 4) reizvoll von den Virtuosen kontrastiert folgen.

In die retrospektiven Klangwelten des 18. Jahrhundert entführten schließlich die finalen „Rokoko-Variationen“. Diese liebenswerte Schöpfung mit seiner gängigen Thematik wird siebenmal umgebildet, nicht streng sondern fließend und gleitend. Während der hübschen Einzelbilder erschienen Walzer, Menuett sowie verspielt anmutende Figurinen. Kunstvoll schattierend, satt und weich im herrlichen Celloklang veredelte Mischa Maisky beseelt aufspielend die Weisen, brillierte mit markanter Kadenz und ließ mit den wohldosiert begleitenden Virtuosen, das romantische Werk in völlig neuem atmosphärischem Licht erscheinen.

Stürmischer Applaus und laute Bravorufe für den agilen Jubilaren, von Maisky und dem Ensemble mit dem wunderschön elegisch musizierten „Andante Cantabile“ (Tschaikowsky) bedankt. Den nicht enden wollenden Beifall quittierte Mischa Maisky mit einem kurzen intensiven „Cello-Solo“ (sorry – ???).

Gerhard Hoffmann

 

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