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MANNHEIM/ Rosengarten: MÄRCHENHAFTE KLÄNGE – Orchestre Royal de Liége

03.12.2016 | Konzert/Liederabende

Mannheim: „MÄRCHENHAFTE KLÄNGE“

Konzert im Rosengarten 02.12.2016

Märchenhafte Klänge zur Vorweihnachtszeit hatte das Orchestre Royal de Liége bei Pro Arte im Programm, doch leider wurde der Zuhörer schnell entzaubert und auf den Boden der realen Tatsachen zurück geholt. Bereits drei Stücke aus Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ Vorspiel-Hexentanz-Verwandlung offenbarten die orchestralen Defizite des belgischen Klangkörpers. Unausgewogen seltsam breiig als hätte man wenig geprobt erklangen die höchst eigenwilligen und unsauber musizierten Musikbeispiele.

Im Mittelpunkt des zwiespältigen Konzertabends erklang das „Harfenkonzert“ des ukrainischen Komponisten Reinhold Gliére, welcher im russischen Musikleben von heute mehr oder weniger eine untergeordenete Rolle spielt, noch zur älteren, im Grunde westlich romantisch orientierten Schule. Traumhaft-impressionistische Harfenklänge zauberte Emmanuel Ceysson auf dem wahrlich königlichen Instrument zur relativ kurzen Komposition. Virtuos lyrisch formte der junge smarte Harfenist den romantischen Solopart in der typisch russischen Tradition mit herrlichen Solokantilenen. Vortrefflich kolorierte Ceysson den rhapsodisch-improvisatorischen Charakter Gestus gezupfter Akkorde und verstand es prächtig Motive zu imitieren und Gegenstimmen zu entwickeln. Den untermalenden Sound lieferte das begleitende Orchester unter Christian Arming mehr in Funktion einer  Klangfolie.

Das Publikum feierte den sympathischen Solisten herzlich und wurde mit der Fantasie „Colorado Trail“ (M.G. Jany) belohnt.

Wogen und Wellen, ein Hin und Her bilden die Grundmotive zur Introduktion und Coda der Ouvertüre „Das Märchen der schönen Melusine“ (Felix Mendelssohn-Bartholdy) von den belgischen Gästen recht plastisch und homogen im Stil des Komponisten kontrastreich interpretiert.

Den Konzert-Abschluss bildeten Auszüge der „Nussknacker-Suite“ (Peter Tschaikowsky) gegen alle Regeln professioneller Flexibilität musizierte das Orchestre Royal de Liége handwerklich ungenau und wenig ausbalanciert in merkwürdig abgehacktem Erzählstrom. Unwillkürlich kam mir der Gedanke einer Holzhacker-Suite. Im Vergleich mit den regionalen Symphonie-Orchestern hatten die Belgier einen schweren unrühmlichen Stand.

Aus den Reihen war wenig Begeisterung zu vernehmen, eher wohlwollend klang der Applaus und wurde dennoch mit einer kurzen „Tarantella“ belohnt.

Gerhard Hoffmann

 

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