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MANNHEIM: Rosengarten „IVO POGORELICH“. Klavier-Recital im Rosengarten

18.03.2016 | Konzert/Liederabende

Mannheim: „IVO POGORELICH“

 

                     Klavier-Recital im Rosengarten 16.03.2016

Im Rahmen der Pro Arte-Konzertreihe gastierte einer der umstrittensten Pianisten der letzten drei Jahrzehnte Ivo Pogorelich im Mozartsaal des Rosengartens.  Ohne Vorbehalte muss ich gestehen, dass mich die faszinierende Spieltechnik, der äußerst sparsame Pedalgebrauch, die formativen Nuancierungen des exzentrischen Künstlers trotz aller bisheriger gespaltener Kontroversen begeisterte. Es irritierte mich lediglich die zuweilen seltsam anmutende „Behämmer“-Technik des  in die Jahre gekommenen Pianisten.

In schierer Besessenheit rückt der Klangmystiker der Gegensätze die „Dante-Sonate“ von Franz Liszt in überwältigender Fulminanz ins rechte Licht. Sein Spiel verbindet selbst an zupackend extremen Stellen lupenreines Handwerk in Verbindung mit ursprünglichem Temperament und grandioser musikalischer Ausformung. In klarer Gewichtung stellt Pogorelich die schattigen Passagen, die dezent leuchtenden Geheimnisse des Werkes aus, mit Mut zum Verweilen ohne jedoch stillzustehen. Die verinnerlichten, lyrischen Momente wirken agogisch fast drohend vorbereitet, die berühmte Francesca-Attitüde  erhält dadurch eine magisch-intensive regelrecht becircende Aussage.

In majestätischem Klangkalkül ohne den Passionato-Gedanken des Werkes zu vernachlässigen begegnete Ivo Pogorelich der „Fantasie C-Dur“ von Robert Schumann.

Sie klang keineswegs als versponnene Konzeption, sondern eine trotz aller Wahrung des Lyrischen nach außen gerichtete Deutung von erstaunlicher Schönheit und innerer Spannung. Souverän kontrolliert exemplarisch in ihrer Konsequenz musizierte der exzellente Pianist in wunderbarer Harmonie die musikalischen Abläufe unglaublich differenziert in Anschlag, Tempo und Phrasierung. Eine interessante Interpretation welche sicherlich nicht Jedermanns Verständnis fand.

Halsbrecherische Akrobatik mit dem Gespür für die Sinnlichkeit der Klangvaleurs sowie rhythmischer Schlagkraft verbindet Pogorelich mit differenziert eingefärbter Tonalität und orgiastischer Wildheit bei Igor Stravinskys „Petruschka-Suite“. Lebendig illustriert wirken die Szenen der bizarren Tänze, die krassen Stimmungsgegensätze  des programmatischen Musikstücks verwandelt der Klangmagier die Phantastik der entfesselten Intervalle in musikalisch blühende Gewächse.

Dynamisch expandiert in pianistischem Zugriff  schenkt Ivo Pogorelich den „Paganini-Variationen“ (Johannes Brahms)  repräsentative Akzente.  Pointiert kontrapunktisch formt er leuchtende wunderschöne Modellierungen von struktureller Durchhörbarkeit. Phänomenal vor allem seine blitzende Triller-Technik zur dritten Variation im melodischen Fluss präzise realisiert. Herzlicher Applaus,  jedoch verständlicherweise  keine Zugabe.

Gerhard Hoffmann

 

 

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