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MANNHEIM/ Rosengarten: HILARY HAHN – WIENER SYMPHONIKER – ADRIEN PERRUCHON

03.02.2016 | Konzert/Liederabende

HILARY HAHN – WIENER SYMPHONIKER  – ADRIEN PERRUCHON“ 02.02.2016

Zur Faschingskampagne waren beim PRO ARTE-Konzert im Rosengarten die Wiener Symphoniker geladen und eröffneten ihr Programm zeitgemäß mit der Ouvertüre „Karneval“ (Antonin Dvorak) jener spritzigen kurzen Komposition mit den tänzerischen rhapsodischen Einflüssen sowie den unverkennbaren Rusalka-Harfenakkorden. Am Pult demonstrierte Adrien Perruchon (statt des erkrankten Philippe Jordan) Schlagkraft, gestaffelt-präzisen Klang und beste Intonation mit dem Wiener Orchester.

Fernab jeglicher Routine erklang das „Violinkonzert“ des tschechischen Meisters mit der Weltklasse-Solistin Hilary Hahn, welche gleichwohl in Anmut und exzellenter Virtuosität bezauberte.  Spannungsvoll wirkte die Rhythmik des Allegro im feinabgestuften Dialog zum Orchester im slawisch-zündenden Kolorit. Volksliedhaft schlicht erklang das Andante ma non troppo dem schwermütig schön gespielten Horn-Duett. Viel Wärme trotz brillanter Technik, ganz besonderes Flair vermittelte Hilary Hahn, ihr Bogen streichelt die Saiten, singt, weint in melodischer Vielfalt.

Virtuos, atemberaubend, differenziert gestaltete die charismatische Geigerin das spritzige Allegro giocoso mit dem ausgezeichnet begleitenden Orchester. Stets mit einem Lächeln oder schelmischem Augenzwickern kommunizierte Hahn mit den Musikern. Schwerlich lassen sich die Eindrücke des Hörers in Worte fassen,  somit wurde die Begegnung mit der famosen Virtuosin zum kostbaren, nachhaltigen Erlebnis.

Für die Ovationen bedankte sich die bescheidene Künstlerin mit einer sehr innig musizierten „Partita“(?) von J. S. Bach, verteilte jedoch zuvor in  freundschaftlicher Geste ihre Blumen an Orchestermitglieder.

Bedingt durch den Dirigenten-Wechsel auch die Programmumgestaltung des Konzertteils nach der Pause. Statt der ursprünglich angekündigten  „Zweiten Symphonie“ von Brahms hatte man dieselbe von Robert Schumann im Gepäck.

Der Frühling ist vergangen, die lähmende Krankheit des Komponisten wird spürbar, Geniales steht neben Mattem, Erschütterndes neben Schmerz und Resignation. Dieses  C-Dur-Werk und längste Symphonie Schumanns ist das tragische Zeugnis des Kampfes eines Genies mit seinem Dämon. Pathetisch geistert das melancholische Motiv nach langsamer Einleitung fortwährend durch das Allegro und Adrien Perruchon verstärkt  in gewisser Monotonie mit den aufmerksam musizierenden Wiener Symphonikern diese verquälte Stimmung, durchbrochen von gelegentlichen Ausrufen echten Schmerzes.

In frisch klangvoller, farbenreicher Orchestrierung vermittelte der junge französische Dirigent mit dem klangvollen Orchester das freudvollere Scherzo. Stärkere instrumentale Facetten widmeten jedoch die Wiener Gäste dem Adagio des in süßem Wohllaut  verwebenden Gesangs  der Violinen zum samtenen Nachklang der Holzbläser, einer Romanze sanften Schwermuts.

Heroisch, lichtdurchströmt, vorhergegangene Sätze variiert zitierend, geben dem finalen Allegro molto eine gewisse formale Gestalt. Der smarte Dirigent mobilisierte nochmals orchestral  den Grundgedanken dieser zu Herzen gehenden Komposition, dem musikalischen Gleichnis eines Sieges über die dunklen Mächte, welche den Tonsetzer bedrohten.

Das Publikum war begeistert  wurde von den Wiener Gästen spendabel  mit dem „Slaw. Tanz Nr. 2“  (Dvorak) verwöhnt, sowie mit der temperamentvollen „Tritsch-Tratsch-Polka“ (Johann Strauß) beschwingt heimwärts geleitet.

Gerhard Hoffmann

 

 

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