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MANNHEIM/ Nationaltheater: TANNHÄUSER

Derniere

15.06.2018 | Oper

Mannheim/ Nationaltheater: TANNHÄUSER. Derniere am 14.6.2018

Das ist die Derniere einer Serie der Inszenierung von 1996 (Chris Alexander), deren besonderes Merkmal der Sänger der Titelfigur, Frank van Aken als Gast, darstellt. Mit seinem jugendlichen, drauf losgehenden kraftvoll dramatischen Tenor gelingt es ihm, den zwiegespaltenen Sänger Glaubwürdigkeit bei großem Gesangspotential mitzugeben. In einem Outfit mit brauner Lederhose, braunen kurzen Haaren und Bart widerspricht er auch den landläufigen Vorstellungen eines Minnesängers Zu beginn schaut er sich den Venusbergzauber in Gestalt  einer skurrilen Tanzgruppe an, läßt sich davon in seiner Entscheidung aber nicht beeinflussen. Auch die Venus (mit herbem, hochdramatischem Timbre: Heike Wessels) kann ihn auch mit dargebotener Freizügigkeit nicht halten. Das bereits hier präsente beherrschende Mariendenkmal bleibt, außer bei der Wartburgszene, bestehen und aus der gedrehten Figur erscheint nach der Romerzählung Venus kurzfristig erneut. Sonst setzt das Bühnenbild von Maren Christensen aber keine starken Akzente, besonders der Wartburgsaal mit Stufenpodium für die Gesellschaft verbleibt zu nüchtern.

Trotz Verstärkung durch den Extrachor läuft die Herren-Gesellschaft bei der Verbannung und Todesdrohung gegen Tannhäuser nicht zu so großer dunkler Klangmacht auf. Amelia Scicolone singt den Hirten als Teil einer kleinen Konferenzgruppe mit Fotografen, die den Landgraf und seine Jäger umlagern. Aus diesen ragen Andreas Hermann als Walther  mit schönstimmig prägnantem Tenor und Philip Alexander Mehr als tiefstimmigem Reinmar von Zweter hervor. Mit schönem samtigem Bariton und sehr distinguiert singt Thomas Berau den Wolfram, Patrick Zielke hat als Landgraf zwar eine enorme Tiefe, aber nach oben steht  mit den Übergängen nicht alles zum Besten, in der Rolle des Sarastro ist er vielleicht besser aufgehoben. Die Elisabeth Astrid Kessler singt mit erfreulich hellem, leidenschaftlichem Sopran und kann auch eindrückliche szenische Akzente als quasi Epileptikerin setzen. 

Unter GMD Alexander Soddy läuft das Orchester wieder zu einer großen Wagner-Leistung auf.Der Dirigent hat sowohl die damals futuristischen Epsisoden der Pariser Fassung des Venusbergs als auch auch die kammermusikalisch konzipierten Episoden des 3. Aktes bestens im Griff und in seinen Händen.     

Friedeon Rosén

 

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